Unser Blut ist eines der elementarsten Bestandteile unseres Körpers. Eine Unterbrechung der Blutzufuhrt zu einem unserer Körperteile führt bereits innerhalb kürzester Zeit zu irreparablen Schäden oder einem Absterben dieses. Aber Blut hält uns nicht nur lebensfähig, sondern ist auch aus therapeutischen Gesichtspunkten ein wichtiger Indikator für eine Gesundheitsdiagnose.

Die Blutuntersuchung ist hierbei ein routiniertes und aussagefähiges Verfahren, um einen Überblick über den individuellen Gesundheitszustand zu erhalten. Die vielen Einzelbestandteile unseres Blutes geben wichtige Anhaltspunkte zur Diagnose einer Erkrankung oder Informationen über den Verlauf einer bestehenden Krankheit.

Wann sollte man eine Blutuntersuchung in Betracht ziehen und welche unterschiedliche Formen der Blutuntersuchung gibt es? Wir klären Euch auf.

Was ist Blut?

blutuntersuchung blut wie oft nüchtern kostenBlut besteht aus Blutzellen (feste Blutbestandteile) und Blutplasma, welches aus bis zu 90 Prozent Wasser besteht. Etwa 8 Prozent unseres gesamten Körpergewichts nimmt Blut für sich ein. Bei einer erwachsenen Person können das bis zu 6 Liter Blut sein.

Blut hat in unserem Körper eine Vielzahl von Aufgaben. Es transportiert nicht nur Sauerstoff und Nährstoffe zu den Körperzellen, sondern nimmt auch Kohlendioxid und Abfallstoffe auf, welche in die Niere transportiert und dadurch ausgeschieden werden können. Außerdem hilft Blut, unsere Körpertemperatur zu regulieren und andere Werte konstant zu halten.
Einem zu großen Blutverlust beugen bestimmte Blutzellen und die Blutgerinnung vor; weiße Blutkörperchen helfen uns hingegen Krankheitserreger abzuwehren.

Bestandteile von Blut

Blut ist nichts anderes als eine Mischung aus Wasser, Salzen und unzähligen Zellen und Eiweißen. Die flüssigen Bestandteile werden als Blutplasma bezeichnet, die festen Bestandteile bilden hingegen die roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen. Der Anteil der flüssigen und festen Bestandteile hält sich mit jeweils der Hälfte die Waage.
Einer der wichtigsten Werte bei der Blutuntersuchung ist der sogenannte RDW Wert. Er gibt die Verteilung der roten Blutkörperchen nach Größe und Anzahl an. Diese sind bei gesunden Menschen meist gleich groß und haben einen Wert von unter vierzehn Prozent

Ein erhöhter Wert bedeutet auf unterschiedlich große Erythrozyten und einen erhöhten Anteil dieser im Blut hin, was auf eine Anämie schließen lässt. Einer Anämie liegen häufig Krankheiten wie Infekte, Nährstoffmangel, einem Tumor, Leber- und Nierenerkrankungen, Blutverlust oder einer Schwangerschaft zu Grund.

Die Blutabnahme

Die Blutabnahme findet üblicherweise in der Praxis des Hausarztes oder eines Spezialisten statt. Je nach Art der Blutuntersuchung muss man morgens nüchtern erscheinen oder kann die Untersuchung zu einer beliebigen Tageszeit, auch wenn wenn man etwas gegessen hast, vornehmen lassen.

Zur eigentlichen Blutuntersuchung nimmt der Arzt oder die Sprechstundenhilfe einige Milliliter Blut aus der Armbeuge ab.

Welche Arten der Blutuntersuchungen gibt es?

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Es gibt verschiedene Arten von Blutuntersuchungen. Meist ist die Unterscheidung abhängig von der Anzahl der Werte, die analysiert werden. Wir haben euch hier einmal einen Überblick gegeben, angefangen bei der Art die „die wenigsten“ Werte betrachtet.

Kleines Blutbild

Das kleine Blutbild wird von der Krankenkasse übernommen. Bei dem kleinen Blutbild werden die wichtigsten Parameter untersucht. Beim Gesundheitscheck ab 35 Jahren gehört es zu den Standartuntersuchungen.

Folgende Bestandteile des Blutes werden hier analysiert.

  • Leukozyten: Die Anzahl der weißen Blutkörperchen im Blut sind ein wichtiger Anhaltspunkt um eventuelle Infektionen auszumachen.
  • Erythrozyten: Zu hohe Werte an Erythrozyten weisen auf einen Sauerstoffabfall hin, dieser kann beispielsweise durch Herzerkrankungen oder Stress hervorgerufen werden.
  • Thrombozyten: Thrombozyten sind für die Blutgerinnung wichtig. An diesem Parameter kann ausgemacht werden, ob die Bluterinnung richtig funktioniert oder ob eine Thrombose droht.
  • Hämoglobin: Hämoglobin bindet Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut. Hohe Werte treten beispielsweise bei Tumoren auf. Zu niedrige Werte deuten auf eine chronische Magen- oder Darmerkrankung hin.
  • Hämatokrit: Der Hämatokritwert lässt Rückschlüsse zu, ob das Blut zu dick- oder zu dünnflüssig ist.

Großes Blutbild

Bei bestehenden Erkrankungen oder dem Verdacht auf eine ungeklärte Krankheit ist das große Blutbild die passende Ergänzung zum kleinen Blutbild. Es beinhaltet alle Leistungen des kleinen Blutbilds und zieht zusätzlich noch weitere Werte mit ein.

  • Granulozyten: Hier wird zwischen stabkerningen und segmentkernigen Granulozyten unterschieden. Dieser Wert kann auf akute Herzerkrankungen oder Vergiftungen hindeuten.
  • Monozyten: Bei einer Infektion mit Bakterien oder Pilzen weist das Blut einen erhöhten Wert an Monozyten auf.
  • Lymphozyten: Bestimmte Krebsformen oder Autoimmunerkrankungen bringen erhöhte Lymphozytenwerte mich sich. Zu niedrige Werte können auf andere ähnlich gelagerte Krankheiten hindeuten wie beispielsweise Morbus Hodgkins.

Bluttest beim Check-Up 35

Beim Check-Up ab 35 Jahren wird ein Bluttest in Form eines kleinen Blutbildes plus folgenden zusätzlichen Parametern gemacht:

  • Gesamtcholesterin: Hier wird zwischen guten und schlechtem Cholesterin unterschieden. Zu hohe Cholesterinwerte bringen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für Herzerkrankungen, Bluthochdruck oder Schlaganfall mit sich.
  • Blutzucker (Glukose): Erhöhter Nüchtern Blutzucker ist ein Indiz für eine bestehende Diabeteserkrankung.
  • Harnsäure: Harnsäure ist ein Abfallprodukt, welches aus Fleisch resultiert. Zu viel Harnsäure im Blut kann sich als Kristalle in Gelenken (Gicht) oder der Niere (Nierensteine) ablagern.

Weitere Methoden

  • Blutausstrich: Beim Blutausstrich wird frisches Kapillarblut auf ein dünnes Glasplättchen gestrichen und unter dem Mikroskop stark vergrößert analysiert. Hier können Blutzellen gezählt oder Parasiten wie der Malariaerreger ausfindig gemacht werden.
  • Serologische Blutanalyse: Bei der serologischen Blutanalyse können Antigene und Antikörper identifiziert und so Erkrankungen über die Krankheitserreger oder die gebildeten Immunkörper diagnostiziert werden.
  • Anlegen von Blutkultur: Das abgenommen Blut wird in einem speziellen Brutschrank bebrütet. Die hierbei entstehenden Bakterien helfen Ärzten, die richtige Antibiotikatherapie bei Infektionen zu bestimmen.
  • Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit: Bei diesem Überblicktest wird das zuvor ungerinnbar gemachte Blut in Röhrchen aufgezogen und die Strecke, deren sich die festen Bestandteile absenken, bestimmt. Ist die Strecke größer als üblich, lässt dies Rückschlüsse auf Infektionen oder Tumore zu. Bei einer außergewöhnlich geringen Strecke kann es sich um eine Leberentzündung handeln.
  • Chemische Blutanalyse: Die chemische Blutanalyse ist eine Randerscheinung der Blutuntersuchungen und wird noch selten angewendet. Dem Blut wird hierbei eine chemische Substanz beigemischt und diese Mischung anschließend in einem Labor untersucht. Sie dient hauptsächlich dem Bestimmen von Krebs.

Wann ist eine Blutuntersuchung notwendig?

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Eine Blutuntersuchung wird entweder vom Arzt angeordnet oder auf Wunsch des Patienten durchgeführt. Eine Blutuntersuchung ist immer dann sinnvoll, wenn bestimmte Krankheitssymptome längere Zeit anhalten, ohne dass sich hieraus ein Krankheitsbild herauskristallisiert. Auch chronische Müdigkeit, Erschöpfung oder Appetitlosigkeit geben Anlass, mittles einer Blutuntersuchung den körperlichen Gesamtzustand festzustellen.

Bestimmen verschiedener Krankheitsbilder

Neben den oben genannten Punkten ist eine Blutuntersuchung auch bei immer wiederkehrenden Infekten oder bei Verdacht auf eine Krankheit angezeigt.
Insbesondere bei Erkrankungen wie Diabetes oder Krebs wird regelmäßig eine Blutuntersuchung durchgeführt.

In der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft finden regelmäßig Blutuntersuchungen statt. Sie zielen unter anderem darauf ab, den Gesamtzustand der werdenden Mutter zu kontrollieren, um bei Bedarf schnell gegensteuern zu können.

Viele Blutuntersuchungen sind in den Mutterschaftsrichtlinien vorgeschrieben. In der Schwangerschaft wird unter anderem mittels einer Blutuntersuchung ein Antikörper-Suchtest durchgeführt, eine Hämoglobinbestimmung, ein Test auf Toxoplasmose und der Ausschluss einer bestehenden Rötelerkrankung oder Hepatitis. Auch der Eisenwert, welcher vor allem in der Schwangerschaft relevant ist, wird regelmäßig mit einer Blutuntersuchung dargestellt.

Sexuell übertragbare Krankheiten

Sexuell übertragbare Krankheiten wie HIV, Hepatitis B und C, Chlamydien oder Syphilis werden über eine Blutuntersuchung diagnostiziert. Da diese Infektionen meist ohne Symptome einhergehen, ist die Blutuntersuchung hier ein schnelles und effektives Mittel der Wahl.

Verdacht auf Vergiftung oder Infektion

Bei einem Verdacht auf eine Vergiftung liefert das Blutbild mit Hilfe der Anzahl der enthaltenen Granulozyten im Blut wichtige Hinweise. Die Anzahl der Granulozyten ist ein Anhaltspunkt, wie weit die Vergiftung fortgeschritten ist.

Eine bestehende oder immer wiederkehrende Infektion kann mit Hilfe eines kleinen Blutbildes dank der Anzahl der Leukozyten Aufschluss geben, wie stark sich die Infektion ausgebreitet ist. Je höher die Leukozytenwerte, desto stärker die Infektion.

In Notfallsituationen

Blutuntersuchungen werden in bestimmten Fällen auch vor Operationen durchgeführt, um eventuelle Vorerkrankungen wie Blutgerinnungsstörungen auszuschließen. Bei spontanen, schweren Verletzungen geben sie Aufschluss über den Gesamtzustand des Patienten.

Wo kann die Blutuntersuchung durchgeführt werden? Hausarzt oder zu Hause?

In aller Regel wird die Blutuntersuchung bei Deinem Hausarzt durchgeführt.
Was vielen unbekannt ist: Man kann sich auch als Privatperson an ein Labor wenden und dort eine Blutuntersuchung durchführen lassen.

Was ist zu beachten?

Ob man nüchtern sein muss oder vor einer Blutuntersuchung etwas zu sich nehmen darf, entscheidet der behandelnder Arzt individuell. Hauptsächlich ist es hier entscheidend, welche Werte untersucht werden sollen. Viele Ärzte bevorzugen routinemäßig die morgendliche, nüchterne Abnahme, da sie die unverfälschtesten Ergebnisse liefert.

Die Ergebnisse aus dem Labor

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Die Dauer bis die Ergebnisse der Blutuntersuchung aus dem Labor da sind, ist Abhängig von der Art und des Umfangs der Blutuntersuchung.

Ein kleines Blutbild, welches meist direkt in der Praxis analysiert werden kann, ist häufig bereits nach wenigen Stunden fertig. Große Blutbilder oder angelegte Kulturen können bis zu einer Woche dauern.

Mögliche Nebenwirkungen

Nebenwirkungen nach einer Blutabnahme sind selten. Eventuell auftretende Symptome wie Schwindel, Übelkeit oder Kreislaufbeschwerden verschwinden in aller Regel sehr schnell wieder.

Um den Flüssigkeitshaushalt Deines Körpers wieder auf Touren zu bringen, ist es nach einer Blutabnahme empfehlenswert, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und sich auszuruhen.

Kosten einer Blutuntersuchung

Das kleine Blutbild ist in aller Regel eine Kassenleistung. Die Kosten für das große Blutbild werden hingegen nur übernommen, wenn ein ausreichend begründeter Verdacht auf eine ernsthafte Erkrankung vorliegt. Anderenfalls müssen die Kosten vom Patienten selbst getragen werden. Zwischen 30,- € und 100,- € kostet das große Blutbild als Selbstzahler. Die genauen Kosten variieren stark und hängen neben den zu untersuchenden Parametern auch von dem Umfang der folgenden Beratung ab.


Quellverzeichnis anzeigen

  • Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (www.internisten-im-netz.de; Abgerufen: 23.05.2018)
  • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. et al.: Leitlinien für das Management der arteriellen Hypertonie; pub. 2013
  • N. Schaenzler & W.P. Bieger: Laborwerte; Gräfe und Unzer Verlag, 2012
  • K. Dörner: Klinische Chemie und Hämatologie: 69 Tabellen; Georg Thieme Verlag, 7. Auflage; pub. 2009
  • A. Gressner & T. Arndt: Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer Verlag, 2. Auflage, 2013

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