Ginkgo gilt als bewährtes pflanzliches Heilmittel für eine Vielzahl von Wehwehchen und Krankheiten. Nicht nur die Hirnleistung soll durch den grünen Helfer verbessert werden, auch die Durchblutung soll gefördert und die Sauerstoffzufuhr erhöht werden.
Aber nun scheint das Image der Super Pflanze zu bröckeln. Abzocke Produkte führen zu Verunsicherungen und die Verbraucherzentrale warnt vor dem Kauf einzelner Produkte. Was hat es auf sich mit dem plötzlichen Verruf des Ginkgos und können wir dem pflanzlichen Heilmittel auch weiterhin trauen? Wir klären auf.
Was ist der Ginkgo?
Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel aus Teilen des Ginkgo Baums werden bereits seit Jahrhunderten zur Besserung von gesundheitlichen Beschwerden verwendet. Zur Besserung von Kreislaufproblemen oder Tinnitus bis hin zu Alzheimererkrankungen greifen Verbraucher gerne auf Produkte mit dem pflanzlichen Wirkstoff zurück. Die tatsächliche Wirksamkeit ist nach wie vor umstritten.
Der Baum – ginkgo Biloba
Der Baum sieht zwar aus wie ein Laubbaum, gehört botanisch jedoch zu den Nadelholzgewächsen. Er kann über 1000 Jahre alt werden und gilt als robuste und sehr widerstandsfähige Baumart. Er wird bis zu 30 Meter groß und besitzt fächerförmige und gelappte Blätter. Die ursprünglich in China beheimatete Pflanze wird mittlerweile weltweit angepflanzt und bietet durch verschiedenste Einsatzmöglichkeit ein großes Repertoire an Verwendungsmöglichkeiten.
Die Ginkgo Frucht
Die Frucht ist rein optisch sehr ähnlich mit den hier heimischen Mirabellen. Die Kerne dieser Frucht sind essbar und finden in der asiatischen Küche ihren Einsatz. Der Ginkgo Baum ist zweihäusig, das heißt, es gibt sowohl männliche, als auch weibliche Bäume. Die Früchte der weiblichen Bäume entwickeln einen sehr starken und unangenehmen Geruch. In der Pharmazie werden daher nur Früchte von männlichen Exemplaren eingesetzt.
Ginkgo Blatt als Tattoo – Bedeutung
Das Blatt ist auch ein immer beliebteres Tattoo Symbol. Es steht für Hoffnung, Freundschaft und Widerstandskraft. Im asiatischen Raum steht dieses Blatt aufgrund der Teilung in zwei Hälften für Yin (Sanftheit) und Yang (Lebenskraft).
Die Heilfrucht Ginkgo
Ein Großteil des Baums wird für Pharmazieprodukte verwertet. Neben den Früchten und Blättern wird auch die Baumrinde des Ginkgos bei Beschwerden wie Asthma, Kreislaufstörungen, Tinnitus oder zur Vergesslichkeit eingesetzt. In Asien werden zudem Produkte des „Wunderbaums“ zur Schönheitspflege verwendet.
Die heilenden Inhaltsstoffe des Ginkgos
Die elementarsten Wirkstoffe des Ginkgos sind die Blattextrakte, primär die Pflanzenstoffe Flavonoide, Terpenoide, Sitosterine und Anthocyane.
Die in Arzneimitteln verwendeten Inhaltsstoffe befinden sich zumeist in den Ginkgo Blättern. Die hier enthaltenen sogenannten Diterpene bestehen vorwiegend aus den Ginkgoliden A, B und C. Dazu besitzt die Pflanze sogenannte Sesquiterpene und Ginkgolsäure.
Benefits – Wogegen hilft Ginkgo?
Deutschlandweit ist fast jedes dritte verkaufte Medikament gegen Durchblutungsstörungen ein Produkt mit Ginkgo Bestandteilen. Neben der blutverdünnenden Wirkung werden diesen Medikamenten folgende Wirkungen nachgesagt:
- Schutz für die Nervenzellen vor Einflüssen von außen und eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Gehirns. Ginkgo Produkte kommen häufig bei der Behandlung von Demenz oder zur Unterstützung des Gedächtnisses zum Einsatz.
- Symptomatische Behandlung von Tinnitus, Schwindel und Kreislaufproblemen
- Kopfschmerzen
- Angst und Stimmungsschwankungen
Anwendung und Dosierung
Arzneimittel mit Ginkgo gibt es in Form von Tabletten, Kapseln oder Globuli. Zudem gibt es Nahrungsergänzungsmittel. Meist enthalten die Produkte gefilterte Wirkstoffe das Pflanzen Extrakts, welchem schlecht verwertbare Substanzen entzogen wurden.
Die Dosierung ist abhängig von dem jeweiligen Produkt und ist der Packungsbeilage zu entnehmen.
Mögliche Nebenwirkungen
Viele Verbraucher sind noch immer der Ansicht, dass pflanzliche Heilmittel frei von Nebenwirkungen sind. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Auch Ginkgo kann Nebenwirkungen hervorrufen. Bisher bekannt sind folgende Nebenwirkungen:
- Magen-Darm-Beschwerden
- Kopfschmerzen
- allergische Reaktionen
- Präparate mit einem hohen Anteil an Ginkgolsäure stehen im Verdacht gesundheitsschädlich zu sein
- hohe Ginkgo Konzentrationen können Stoffwechselenzyme und Proteine hemmen oder aktivieren, was wiederum zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten wie Blutverdünnern führen kann
- aufgrund der blutverdünnenden Wirkung sind vor Operationen Ginkgo Präparate rechtzeitig abzusetzen
- Venenentzündungen
Zudem wurden mittlerweile frühere Studien, welche die Wirksamkeit der der Wirkstoffe aus der Pflanze bestätigten, einem ordentlichen Dämpfer aufgesetzt. Aktuelle Studien zeigen, dass die nachgewiesenen Effekte bei Demenz und Konzentrationsschwäche bezweifelt werden dürfen.
Generell ist die Wirkung bis heute kaum nachzuweisen. Wissenschaftlicher sind sich unschlüssig, ob die Pflanze also tatsächlich die propagierte Wirkung besitzt.
Die neuesten nachdenklich machenden Untersuchungen zeigen ein erhöhtes Schlaganfallrisiko auf. Grund hierfür ist die blutverdünnende Wirkung, welche zur ernsthaften Gefahr werden kann, wenn parallel Blutverdünner eingenommen werden. Auch wenn Ginkgo ein pflanzlicher Wirkstoff ist, sollte er daher ausschließlich nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden.
Erfahrungen mit Ginkgo
Die Homöopathie spaltet die Gemüter. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Erfahrungsberichte über Ginkgo Präparate in den unterschiedlichsten Meinungen münden.
- So schreibt ein Nutzer auf der Homepage der Onlineapotheke Netpex etwa:
„Habe es wegen meinem Ohrgeräusche ausprobiert und habe gehofft, dass es wirkt. Habe alles verbraucht aber leider hat es keine Wirkung bei mir gezeigt“
- Ein anderer Verwender sieht die angebotenen Tabletten in einem vollkommen anderen Licht:
„Wir sind überzeugt, dass uns die tägliche Einnahme fit hält. Inzwischen nehmen 7 Freunde von uns diese Tabletten ebenfalls…“
Die Meinungen gehen bei sämtlichen Ginkgo Produkten stark auseinander. Während einige Patienten auf diese Produkte schwören und die heilende Wirkung der Pflanze bestätigen, spüren andere Verwender auch nach einer längeren Einnahme keinerlei Veränderung.
Verbraucherzentrale warnt – Ginkgo ist nicht gleich Ginkgo
Die Verbraucherzentrale warnt mittlerweile vor der Einnahme bestimmter Präparate. Anlass sind die Inhaltsstoffe bestimmter Nahrungsergänzungsmittel. Denn während Arzneimittel mit Ginkgo Extrakt reguliert und überprüft werden, fallen Nahrungsergänzungsmittel nicht in diese strikte Kontrolle und müssen keine gesetzlichen Standards erfüllen.
Die Inhaltsstoffe und deren Potenz variieren daher stark voneinander. Ebenso ist eine Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln mit Ginkgo nach wie vor nicht nachgewiesen und Nebenwirkungen werden häufig unterschätzt.
Die versprochene positive Wirkung kann aufgrund des minimal enthaltenen Ginkgos nicht aus diesen resultieren und beruht laut der Verbraucherschutzzentrale auf dem enthaltenen Vitamin B in den Produkten.
Die Werbung dieser Produkte ist laut der Verbraucherzentralle daher irreführend und kann nicht mit der Wirkung von Ginkgo Arzneimitteln verglichen werden.
Fall Eisleben – Abzocke am Telefon mit Ginkgo
Abzocke am Telefon ist nichts Neues und macht auch vor dem Ginkgo nicht halt. In dem jetzt bekannt gewordenen Fall wurden die Geschädigten telefonisch zum Kauf von Produkten gedrängt und mit dem ungewollten Abschluss eines Abos finanziell geschädigt.
Eine Firma in Eisleben verkauft telefonisch Pillen mit dem klingenden Namen „Ginkgo Nova“. Drahtzieher hinter dem Produkt ist das „Center für Ernährung und Gesundheit“.
Telefonisch werden Verbraucher mit einem Gratislockangebot in eine Abo Falle gelockt. Ihnen wird telefonisch eine „Gratislieferung“ Ginkgo Nova Tabletten zugesagt, mitgeliefert wird ein sogenannter Versorgungsplan. Nach Eingang dieses „Gratisangebots“ werden die Geschädigten im Rhythmus des beiliegenden Versorgungsplans ab diesem Zeitpunkt alle acht Wochen mit Tabletten zum Preis von 49,- € monatlich beliefert. Die Abo Dauer beträgt 1 Jahr, sofern man nicht innerhalb der ersten vier Wochen kündigt, beginnt automatisch das zweite Bezugsjahr des Abos.
Selbst Verbraucher, welche nicht telefonisch kontaktiert wurden, erhalten diese „Geschenkpackungen“ und die damit verbundene Abo Falle. Erboste Verbraucher wandten sich an die Verbraucherschutzzentrale, die dem Fall momentan nachgeht. Diese rät generell davon ab, Nahrungsergänzungsmittel aus nicht bekannten Quellen einzunehmen.
Laut Bewohnern des Ortes Eisleben handelt es sich bei dem „Center für Ernährung und Gesundheit“ lediglich um eine Briefkastenfirma, welche vor Ort keinen realen geschäftlichen Sitz hat.
Wo kann ich Ginkgo kaufen? Amazon, Apotheken, Drogerien?
Ginkgo Produkte sind in Apotheken, Drogerien und teilweise auch in Supermärkten erhältlich. Online kann man auf Onlineapotheken oder Amazon zurückgreifen.
Fazit
Der Ginkgo Baum ist bereits seit über 3000 Jahren bekannt, trotzdem ist die Wirksamkeit der Pflanze bisher nicht ausreichend belegt. Sowohl Verbraucher, als auch Mediziner und Wissenschaftler sind sich nach wie vor uneinig, ob die Pflanze tatsächlich gesundheitliche Vorteile mit sich bringt.
Der Fall Eisleben und die Warnung der Verbraucherschutzzentrale vor bestimmten Präparaten lassen aufhören und sensibilisieren Verbraucher, bei der Wahl ihres Produkts sorgfältig vorzugehen und sich vor dem Kauf ausreichend zu informieren.
Auch die Nebenwirkungen sind nicht zu unterschätzen und bringen vor allem für vorerkrankte Personen ernsthafte Folgen mit sich.
Quellverzeichnis anzeigen ☟
- Thomas Meissner: Ginkgo biloba wirkt auch bei Demenz; Ärzte Zeitung online, 6. März 2017
-
Internationales : TOXICOLOGY AND CARCINOGENESIS
STUDIES OF GINKGO BILOBA EXTRACT; National Institutes of Health, Public Health Service, U.S. DEPARTMENT OF HEALTH AND HUMAN SERVICES, NIH Publication No. 13-5920; März 2013