Ziehende Schmerzen im Rücken, die bis ins Bein ziehen, sind häufig auf den Ischias zurückzuführen. Tatsächlich handelt es sich hierbei allerdings um einen umgangssprachlichen Begriff, welcher eine Reihe von verschiedener Ischias-Beschwerden zusammenfasst. Was genau sind eigentlich Ischiasschmerzen? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wir haben uns mit diesem Thema ausführlich auseinandergesetzt und berichten nachfolgend über sämtliche wissenswerte Details rund um den Ischiasnerv.
Informationen zur Krankheit
- Bezeichnung: Ischalgie
- Typ: Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens
- ICD-Codes: M51, M54
Was sind Ischiasschmerzen?
Bei Ischiasschmerzen handelt es sich in der Regel um meist plötzlich auftretende Schmerzen, welche von der Lendenregion und den Hüften über das Gesäß bis ins Bein ausstrahlen. Im medizinischen Sinn sind diese Beschwerden allerdings keine Krankheit. Vielmehr handelt es sich hierbei um ein Symptom, welches durch eine Reizung vom Ischiasnerv, in der Medizin als Nervus ischiadicus bezeichnet, verursacht wird.
Ischiasschmerzen treten oft im Zusammenhang mit einem Hexenschuß auf, wobei es zu starken Kreuzschmerzen kommt. Bei dieser Kombination spricht der Mediziner von Lumboischialgie. Die Ursachen für Ischiasschmerzen können äußerst vielfältig sein und reichen von einer Muskelverspannung bis hin zu Veränderungen der Wirbelsäule.
Welche Ursachen hat Ischialgie?
Ischiasschmerzen können eine Vielzahl von Ursachen haben. In der Regel werden die Schmerzen wahrscheinlich durch eine Nervenwurzel-Reizung hervorgerufen. Bei den Nervenwurzeln handelt es sich um bestimmte Stellen des Nervs, an welchen dieser den Rückenmarkskanal verlässt und aus der Wirbelsäule austritt. Zu den möglichen Ursachen für Ischiasschmerzen gehören
- Bandscheibenvorfall: Durch Druck auf Nervenwurzeln werden Schmerzen hervorgerufen
- Abnutzungserscheinungen: Insbesondere eine Abnutzung an den Bandscheiben kann für eine nicht ausreichende Stabilisierung der Wirbelsäule durch den Bandapparat sorgen. Durch die Scherbewegung der Lendenwirbelsäule kommt es in der Folge zu einer Reizung der Nervenwurzel
- Wirbelgleiten: Diese Erkrankung liegt vor, wenn sich ein Wirbel gegenüber dem darunter liegenden Wirbel nach vorn verschiebt. Hierbei werden Nervenwurzeln gereizt, was zu einem Schmerz führt.
- Spinalkanalstenose: Hierbei kommt es im Rückenmarkskanal im Laufe des Lebens durch knöcherne und weichteilige Anbauten zu Verengungen, welche die Nervenwurzeln reizen.
- Iliosakralgelenkssyndrom (ISG-Schmerzen): Funktionsstörung des Kreuz-/Darmbeinglenks
- Piriformissyndrom: Dieses Syndrom kann den Ischiasnerv, welcher durch oder an dem Muskel des Gesäßes entlang verläuft, reizen. In der Folge kommt es zu Ischiasschmerzen.
Symptome – Ischiasschmerzen erkennen
Zu den typischen Symptomen bei Ischiasschmerzen gehören Taubheitsgefühle und/oder Lähmungserscheinungen. Patienten berichten, dass es in der Regel ganz plötzlich zu einem Schmerz kommt und beschreiben diesen als „elektrischen Schlag“ oder „Ameisen, die im Bein kribbeln“. Mediziner sprechen in diesem Fall von einem neuropathischen Schmerz. Weiterhin typisch ist, dass die Schmerzen ausstrahlen, wobei es sich um radikuläre Schmerzen handelt. Je nach Ursache der Erkrankung kann der Schmerz bis in den Fuß ausstrahlen.
EXPERTEN TIPP – Ischiasschmerzen schnell lindern
Eine Behandlung von Ischias Schmerzen steht in direkter Abhängigkeit mit der Schwere und der Ursache der Beschwerden. In erster Linie sollte bei akuten Ischiasschmerzen für Linderung gesorgt werden. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass die Schmerzen chronisch werden und es zu dem sogenannten Schmerzgedächtnis kommt. In den meisten Fällen tritt bei diesen Beschwerden innerhalb von wenigen Tagen bis zu vier Wochen auch ohne intensive medizinische Maßnahmen eine Besserung ein.
Was Sie selbst noch tun können?
Im nachfolgenden Video werden Ihnen einige einfache Übungen erläutert, welche Sie bei Ischiasschmerzen zu Hause durchführen können. Diese Übungen können für Schmerzlinderung sorgen.
Vermeiden Sie eine Schonhaltung
Wer unter Schmerzen leidet, gewöhnt sich häufig eine Schonhaltung an. Diese kann allerdings zu weiteren Problemen führen. Kommt es zu Fehlhaltungen, kann sich der Schmerz verlagern. Die Muskeln verkrampfen sich und in der Folge können die Schmerzen chronisch werden.
Wärme lindert die Schmerzen
Akute Schmerzen können unter Umständen durch Wärme oder Kälte gelindert werden. Betroffene sollten beim Sitzen ein aufgeheiztes Kirschkernkissen nutzen. Nachts kann zum Beispiel eine Heizdecke oder ein elektrisches Heizkissen verwendet werden, um den Schmerz zu lindern. Ebenfalls möglich ist die Anwendung eines Wärmepflasters aus der Apotheke. Wer Ischiasschmerzen bevorzugt mit einer Kältetherapie behandeln möchte, kann hierfür zum Beispiel Kühlkissen nutzen.
Bleiben Sie in Bewegung
Wer an Ischiasschmerzen leidet, sollte sich bewegen. Auf keinen Fall sollten Betroffene länger als 2 Tage im Bett bleiben, denn Bettruhe ist keine geeignete Behandlungsmethode. Beim Liegen können sich die Muskeln nicht entspannen. Darüber hinaus werden Muskeln und Bänder durch mangelnde Bewegung geschwächt. Es empfiehlt sich, bei einem Ischiasleiden Sport zu treiben, wobei die Bewegung dem körperlichen Zustand individuell angepasst werden sollte. Als geeignete Sportarten können Spazierengehen oder Schwimmen empfohlen werden. Nur wer den Rücken mit Bewegung stärkt, wird schnell wieder fit.
Ab wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen
Bei anhaltenden oder immer wiederkehrenden Ischiasbeschwerden sollten die Betroffenen einen Arzt aufsuchen. Um einen klaren Notfall handelt es sich, wenn Rückenschmerzen von Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen im Bein sowie Störungen bei der Darm- und Blasenentleerung begleitet werden. In diesen Fällen sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Dieser wird bei Bedarf ebenfalls eine Krankschreibung ausstellen und die Betroffenen von der Arbeit freistellen.
Wie werden Ischiasschmerzen behandelt?
Eine Behandlung bei Ischiasbeschwerden wird je nach Art und Schwere der Erkrankung durchgeführt. Betroffene haben die Möglichkeit, die Behandlung mit einfachen Maßnahmen wie Wärme oder leichter Bewegung zu unterstützen. Schmerzmittel können ebenfalls zu einer Linderung der Schmerzen führen. Diese sollten lediglich kurzfristig eingenommen werden, um dauerhafte Gesundheitsschäden zu vermeiden. In seltenen Fällen werden Operationen notwendig, um Bandscheibengewebe zu entfernen oder der behandelnde Arzt verabreicht eine Einspritzung von entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamenten in die Näher der Nervenwurzel. Tritt auch nach 3 Monaten keine Besserung der Beschwerden ein, kann ein ganzheitlicher Behandlungseinsatz wie zum Beispiel eine multimodale Schmerztherapie nötig werden.
Medikamente gegen akute Schmerzen
Akute Ischiasschmerzen können mit Schmerzmitteln wie zum Beispiel Ibuprofen oder Voltaren bekämpft werden. Diese Art der Behandlung wird in der Regel bei Patienten angewendet, bei welchen die Schmerzen nicht in die Beine ausstrahlen. Zwar sind diese Medikamente auch ohne Rezept in der Apotheke erhältlich, allerdings sollte die Einnahme nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt oder dem Apotheker erfolgen. Es kann zu Gegenanzeichen oder Nebenwirkungen kommen.
Der behandelnde Arzt wird die Ischiasbeschwerden mit dem Schmerztherapie-Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation bekämpfen. Dies besteht in der Regel aus drei Stufen:
- Nicht Opioid Schmerzmittel: Z. B. Paracetamol oder Ibuprofen
- Schwache Opioid Schmerzmittel: Z.b. Tramadol (in Kombination mit nicht-opioiden)
- Starke Opioid Schmerzmittel: z.B. Morphin oder Fentanyl (in Kombination mit nicht-opioiden)
Opioide Schmerzmittel können lebensgefährliche Nebenwirkungen hervorrufen und abhängig machen. Aus diesem Grund dürfen diese Medikamente nur unter ärztlicher Überwachung zum Einsatz kommen.
Physiotherapie
Bei Ischialgie handelt es sich in der Medizin um die einzige Krankheit, bei welcher der Schmerz bis hinunter ins Bein zieht. Demnach wird alles, was ins Bein hinunter zieht, als Ischias diagnostiziert. Sogenannte unechte Ischiasschmerzen sind in der Regel Beinschmerzen, die von Muskel- oder Bindegewebspartien des Beins ausgehen. Echte Ischiasschmerzen gehen hingegen vom Gesäß aus und entstehen durch Quetschung des Ischianervs.
Die Physiotherapie ist eine geeignete Behandlungsmethode, um die Ischiasschmerzen in den Griff zu bekommen. Bei starken Schmerzen kann zum Beispiel eine Bewegungstherapie im Wasser durchgeführt werden. Sobald es möglich ist, können strukturierte Übungen wie beispielsweise Training für die Stabilität der unteren Wirbelsäule dazu beitragen, Ischiasbeschwerden zu lindern.
Während einer Schwangerschaft kann es häufiger zu Rückenbeschwerden kommen. Der Ischiasnerv steckt in diesen Fällen nur selten dahinter. Vielmehr sind schwangeschaftsbedingte Faktoren wie das wachsende Gewicht im Bauch oder die hormonelle Veränderung hierfür ursächlich. Dennoch sollten auch Schwangere bei anhaltenden Schmerzen den Arzt aufsuchen. Wird Ischias diagnostiziert, wird in der Regel mit Physiotherapie behandelt.
Massagen
Mit Massagen können Ischiasschmerzen ebenfalls gelindert werden. Hierbei werden die Muskeln gelockert, so dass es zu einer Entspannung kommen kann. In der Folge werden die Schmerzen gemildert und es können weiterführende Maßnahmen wie zum Beispiel Physiotherapie durchgeführt werden.
Welche Hausmittel gibt es?
Hausmittel können ebenfalls zur Anwendung kommen, wenn es um Ischiasschmerzen geht. Wir haben recherchiert und fassen unsere Ergebnisse nachfolgend zusammen:
- Aloe Vera: Fördert die Durchblutung. Aloe Vera wird äußerlich auf die schmerzenden Stellen eingerieben
- Ätherische Öle: Lavendel-, Thymian- oder Rosmarinöl wirken entzündungshemmend, spenden Wärme und fördern die Durchblutung. Das Öl wird äußerlich auf die schmerzenden Stellen eingerieben
- Holunder: hemmt Entzündungen, stillt Schmerzen und fördert die Durchblutung. Zur Anwendung kann ein in erwärmten Holundersaft oder Holundertee getauchtes Tuch auf die schmerzende Stelle aufgelegt werden.
- Ingwer: wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und durchblutungsfördernd. Ingwertee kann bei Ischiasschmerzen schnell für Linderung sorgen
- Kartoffeln: wirken bei Verspannungen, speichern Wärme und fördern die Durchblutung. Zur Anwendung sollten die schmerzenden Partien mit Kartoffelsaft eingerieben werden.
- Knoblauch: fördert durch den Inhaltsstoff Alliin die Durchblutung. Die Anwendung erfolgt über die Nahrungsaufnahme.
- Kurkuma: schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung. Kurkuma Tee kann den Körper mit schmerzlindernder Wärme versorgen.
- Meerettich: Durchblutungsfördern, schmerzstillend und entzündungshemmend. Zur Anwendung können zerriebene Meerrettichwurzeln als Kompresse genutzt werden.
- Zwiebeln: Fördern die Durchblutung, hemmen Entzündungen und wirken schmerzstillend. Für eine Anwendung sollten die schmerzenden Stellen mit einer durchgeschnittenen Zwiebel eingerieben werden
Wenn Sie bereits Erfahrungen mit Ischiasschmerzen gemacht haben, seinen Auswirkungen und auch seinen Folgen, so lassen Sie es uns & die Leser wissen. Nutzen Sie die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag und tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus.
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Homöopathische Behandlung
Mit homöopathischen Mitteln kann eine schulmedizinische Therapie bei Ischiasschmerzen ebenfalls gut unterstützt werden. Die Art der homöopathischen Mittel ist dabei von den jeweiligen Beschwerden abhängig:
- Aconitum: Hierbei handelt es sich um Eisenhut. Sorgt für Linderung bei Kribbeln, Jucken oder Kälte- und Wärmegefühl in den betroffenen Bereichen.
- Belladonna: Sorgt für Linderung bei stechenden Schmerzen, welche insbesondere nachts stärker werden
- Arsenicum album: Wer nur nachts unter Beschwerden leidet, sollte zu Arsenicum album greifen
- Gnaphalium polycephalum: Kommt bei Taubheitsgefühlen, die bis zum Zeh reichen können, zum Einsatz.
Häufige Fragen zu Ischiasschmerzen
Nachfolgend haben wir die häufigsten Leserfragen übersichtlich zusammengefasst und kurz erläutert. Sollten Sie weitere Fragen zum Thema Ischiasschmerzen haben, können Sie diese in den Kommentaren hinterlassen. Wir werden sämtliche Leserfragen so schnell wie möglich beantworten.
Wo sitzt der Ischiasnerv?
Der Ischiasnerv ist der dickste Nerv im menschlichen Körper. Dieser Nervus Ischiadicus zieht sich über die Rückseite des Oberschenkels und verzweigt sich auf die Höhe des Knies in beide Unterschenkelgeäste. Der Ischiasnerv versorgt die Muskeln im Bein und leitet Empfindungsmeldungen aus den unteren Extremitäten, also den Beinen, in das zentrale Nervensystem.
Was sind die Symptome?
Zu den Symptomen bei Ischiasschmerzen gehören
- Kribbeln
- Taubheitsgefühl
- Lähmungserscheinungen
- Plötzlich auftretende Schmerzen, die in die Beine ziehen
Wie lange dauert eine Ischalgie?
Ischiasschmerzen können unbehandelt zwischen einigen Tagen und bis zu 4 Wochen andauern.
Welche Schmerzmittel helfen?
Bei akuten Schmerzen können kurzfristig Medikamente zum Einsatz kommen. Empfehlenswert sind Schmerzmittel wie zum Beispiel Paracetamol oder Ibuprofen.
Fazit
Ichiasschmerzen können unter Umständen von Ihnen selber gelindert werden. Ratsam ist es auf jeden Fall erst einmal ohne Medikamente auszukommen. Sollten die Schmerzen allerdings zu stark sein, zu lange andauern oder zu oft wieder auftreten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, der die genaue Ursache Ihres Schmerzens feststellen kann und Ihnen dementsprechend Medikamente oder andere Arten der Schmerztherapie anbieten kann.
Quellverzeichnis anzeigen ☟
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie: „Lumbale Radikulopathie“ S2-Leitlinie ; AWMF-Registernr.: : 030/058. Stand: 11.2018
- Masuhr, K. F. & Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2007
- Krämer, J. & Grifka, J.: Orthopädie, Springer Verlag, 7. Auflage, 2005
- Krämer, J.: Orthopädie und orthopädische Chirurgie: Wirbelsäule, Thorax, Georg Thieme Verlag, 2004
- Deuschl, G. & Reichmann, H: Gerontoneurologie, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2006
- Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften: Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Nicht-spezifischer Kreuzschmerz, 2. Auflage (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: nvl-007. 2. Auflage, 03.2017