Krallenzehen sind für Betroffene nicht nur ein ästhetisches Problem, oftmals können auch weitere Beschwerden und Schmerzen auftreten. Bereits jüngere Menschen können betroffen sein. Doch was kann man dagegen tun? Welche Behandlungsmethoden helfen wirklich? Wir klären auf…


 Informationen zur Krankheit

  • Bezeichnung: Krallenzehe
  • Typ: Fehlstellung der Zehen
  • ICD-Codes: M20.5

Krallenzehe – Was ist das überhaupt?

Krallenzehe bedeutet, dass die Zehen im Mittel- und Endglied gebeugt und im Grundgelenk stark überstreckt oder aus dem Grundgelenk weichend ist. Die ungerade beziehungsweise deformierte Krallenzehe hat im Gegensatz zu einer Hammerzehe keinen Bodenkontakt mehr. In lateinischen und medizinischen Fachjargon wird die Krallenzehe als Digitus malleus bezeichnet.

Wie kommt es zur Krallenzehenbildung?

Folgende Ursachen können bei Krallenzehen vorliegen:

  • Begleiterscheinung eines bestehenden Spreizfußes
  • rheumatoide Arthritis
  • Erkrankungen des Zentralnervensystems
  • Verletzungen an Muskeln und Nerven des Unterschenkels oder Fußes
  • erbbedingte Faktoren (selten)
  • Übergewicht (Adipositas)
  • unzweckmäßiges, enges Schuhwerk

Durch eine chronische Über- oder Fehlbelastung des Fußquergewölbes verliert der vordere Fußteil seine Spannung. Dadurch kommt es zu einer Absenkung. Die Zehen driften auseinander. Die Folge ist eine Fehlstellung, bei der sich die Zugrichtung der Fußmuskeln und Sehnen ändert. Dies bewirkt, dass sich die Zehen hammer- oder krallenähnlich verformen.

Als weitere Folge können sich durch den Druck von Schuhen beziehungsweise durch Belastung auf die Füße oftmals schmerzhafte Hornhautschwielen wie beispielsweise Hühneraugen an Zehen und Fußballen.

Auch Kinder betroffen?

Sind Fehlstellungen schon im Kindesalter zu erkennen, lassen sich diese durch einen frühzeitigen Behandlungsbeginn oftmals noch korrigieren und Spätschäden vermeiden.

Hilfsmittel gegen Krallenzehen

Je nach dem wie stark die Deformation der Zehe bereits ausgeprägt ist, muss man entsprechende Behandlungsmethoden in Angriff nehmen. Ist die Krallenzehe noch nicht intensiv sicht- und spürbar, dann können Hilfsmittel das erste Mittel der Wahl sein.

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Einlagen & Tapes

Bei leichten Druckstellen und Fehlstellungen von Zehen im Anfangsstadium können bereits bequeme Schuhe Abhilfe schaffen. Das Fortschreiten von Krallenzehen kann durch individuelle Schuhanpassung, orthopädische Schuhe oder auch Schuheinlagen verzögert werden. Beschwerden können gelindert werden, wenn die Einlagen auch dazu dienen den Spreizfuß zu behandeln. Die Einlagen sollten sinnvollerweise eine dynamische Messung als Grundlage haben. Dadurch ist eine exakte und individuelle Erfassung der Fußreaktionskräfte und der Körperschwerpunkte im Stehen und Gehen möglich.

Krallenzehen können auch getapet werden. Insbesondere wenn sich an der Zehenspitze bereits schmerzhafte Hühneraugen gebildet haben, können Tapes einen Schutz vor weiterer Reibung in Schuhen darstellen.

Schiene

Für Hammerzehen gibt es auch verschiedene Polstergel-Schienen, welche der Druckentlastung dienen.

Gymnastik – hilfreiche Übungen

Zur Vorbeugung von Krallenzehen ist regelmäßige Fußgymnastik für die Zehen geeignet. Bereits beim Gehen kann man Fehlstellungen vermeiden, indem man die Füße richtig abrollt, ohne die Zehen einzukrallen.

Folgende Übungen können Krallenzehen vorbeugen beziehungsweise den Zustand verbessern. Die Übungen sollten täglich mindestens 30 mal wiederholt werden, um einen Effekt zu erreichen.

  1. Saugknopf-Übung:
    Dabei kann kann man die Oberseite und die Sehnen des Fußes dehnen.
  2. Zehen-Raupe-Übung:
    Der Fuß wird auf den Boden gestellt und die Zehen arbeiten sich am Boden wie eine „Raupe“ nach vorne. Fußmuskeln werden dabei gekräftigt. Die Fußnägel sollten dabei stets nach oben schauen.
  3. Zeh-Bogen-Übung:
    Bei dieser Übung sitzt man auf einem Stuhl und legt ein Bein über das andere Knie. Man umfasst mit beiden den Fuß. Mit den Daumen streift man den Zehbogen aus, die restlichen Finger drücken in die Fußsohle.

ACHTUNG! – Helfen konservative Methoden überhaupt?

Für die Therapie von Krallenzehen stehen nichtoperative und operative Behandlungsverfahren zur Verfügung.

Konservative Behandlungsmethoden können Abhilfe schaffen, aber dies muss nicht der Fall sein. Erfolg kann niemals gewährt werden, denn das Resultat hängt immer von dem Schweregrad und dem Behandlungsbeginn ab. Grundsätzlich verlaufen Operationen von Hammerzehen positiv, wenn auch die Nachbehandlung und Genesung langwierig sein können.

Letzter Ausweg OP? – Krallenzehe begradigen

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Wenn die Fehlstellung der Krallenzehe bereits deutlich erkennbar ist, dann hilft meist nur noch eine operative Korrektur, wobei die Fehlstellung oder Versteifung dauerhaft beseitigt werden soll.

Mittlerweile gibt es verschiedene Operationstechniken:

Bei einer geringeren Ausprägung der Hammerzehe ist eine Verlagerung der langen Strecksehnen ausreichend. Bei stärkerer Verformung entfernt der operierende Arzt auch Teile der Zehenknochen, um die Zehe begradigen zu können. Diese Maßnahme ist oft nur effektiv, wenn parallel eine Sehnenverlängerung erfolgt. Diese trägt zu einer Entlastung und Abheilung von Druckstellen und Hühneraugen bei.

Zur Stabilisierung und Kräftigung wird häufig ein gerader Draht in die Zehe eingeführt. Dieser soll die betroffenen Zehen für ca. drei bis vier Wochen ruhigstellen. Der Patient kann je nach Heilungsverlauf nach einiger Zeit mit einem speziellen Vorfußentlastungsschuh auftreten und sich leicht bewegen.

Der operative Eingriff kann ambulant oder stationär erfolgen. Dies ist abhängig von folgenden Faktoren:

  • körperliche Verfassung des Patienten
  • Begleiterkrankungen
  • häusliche Versorgungsmöglichkeiten des Patienten

Die Kosten einer OP

Bei gesetzlich Versicherten zahlt normalerweise die Krankenkasse die Kosten einer Krallenzehen-Operation, wenn der behandelnde Arzt die medizinische Notwendigkeit bescheinigt. Die Kosten können je nach OP-Aufwand variieren.

Diese Erfahrungen haben Anwender mit einer OP gemacht

Bei unserer Recherche finden wir authentische Erfahrungsberichte von Patienten, die sich einer Operation an Krallenzehen unterzogen haben. Dabei finden wir unterschiedliche Meinungen der Betroffenen.

Eine Patientin beschreibt, dass sie sich die betroffenen Zehen vor acht Wochen operieren ließ. Der Draht musste einen Monat in den Zehen bleiben. Anschließend trug sie einen Entlastungsschuh ca. fünf Wochen lang. Bei ihr waren die Wunden sehr schnell verheilt und sie konnte dann wieder normale Schuhe mit Einlagen tragen. Jedoch seien die Zehen, in denen der Draht noch drin ist, immer noch geschwollen und steif. Der operierte Fuß würde immer wieder, insbesondere bei Belastung, noch schmerzen.

Eine andere Patientin schreibt in dem Forum, dass sie an zwei Krallenzehen operiert wurde. Der Knochen sei sehr geschwollen gewesen und der Fuß hätte in keine normalen Schuhe mehr gepasst. „Ich habe diese viel zu langen Zehen leider von meiner Mutter vererbt bekommen,“ so die Betroffene. Nach der Krallenzehen-OP habe sie Probleme mit dem Draht in den Zehen, denn dieser würde Schmerzen verursachen.

Auch wenn die Folgezeit von Hammerzehen oftmals als schmerzhaft bezeichnet wird, berichten doch auch Anwender, dass die Operation an sich als erfolgreich eingestuft wird.

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Diese Bilder helfen Ihnen Krallenzehen zu erkennen

Fuß- oder Zehfehlstellungen sind eine sehr intime Sache und teilweise nicht schön anzusehen. Betroffene behalten ein solches Problem meist für sich und sprechen höchstens mit Fachleuten darüber. Dementsprechend haben viele Menschen garkeine Vorstellung wie so eine Fehlstellung aussehen kann.

Um Ihnen einen Eindruck zu geben wie Krallenzehen aussehen können, wollen wir Ihnen an dieser Stelle ein paar Bilder von Betroffenen zeigen.

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Quelle: www.medcenter.info
www.ortho-albstadt.de
www.orthoteam-rheinmain.de

Fazit

Krallenzehen wirken anfangs nur wie ein ästhetisches Problem, doch ohne Behandlung im Anfangsstadium können sie weitreichende Folgen mit Schmerzen entwickeln. Bei noch nicht ausgeprägten Krallenzehen können bereits einfache Hilfsmittel wie Tapes, Schienen, Einlegesohlen und passende Schuhe helfen. Bei hervorstechenden Krallenzehen hilft meist nur ein operativer Eingriff, der oft eine langwierige Nachbehandlung mit sich zieht.


Quellverzeichnis anzeigen

  • Gesellschaft für Fußchirurgie (www.gesellschaft-fuer-fusschirurgie.de; Abgerufen: 25.11.2018)
  • A.B. Imhoff; R. Linke; R.Baumgartner: Checkliste Orthopädie (E-Book PDF). 2., komplett überarbeitete und erweiterte Aufl. Stuttgart: Thieme, 2010
  • C. Larsen, B. Miescher: Gesunde Füße. Beschwerden einfach wegtrainieren. Die besten Übungen aus der Spiraldynamik; Stuttgart: TRIAS, 2009

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