Jeder zehnte Deutsche hat sie und sie ist nicht heilbar – die Migräne. Oftmals wird sie auch zu einer Belastung, die das Leben der Betroffenen stark einschränkt.
Dieser Beitrag informiert Sie umfassend und leicht verständlich über diese Volkskrankheit, ihre Ursachen und vielfältigen Merkmale – aber auch darüber, was Sie beim Auftreten einer Migräne konkret tun können. Darüber hinaus erläutern wir, welche Bedeutung ein Migränetagebuch hat und wie Sie mithilfe von Tests ihre eigene Diagnose stellen können.
Informationen zur Krankheit
- Bezeichnung: Migräne
- Typ: Episodische und paroxysmale Krankheiten des Nervensystems
- ICD-Codes: G43
Inhaltsverzeichnis
Volkskrankheit Migräne
8 Millionen Deutsche leiden unter den Kopfschmerzattacken einer Migräne. Migräne ist also eine regelrechte Volkskrankheit. Grob gesprochen ist jede fünfte Frau und jeder zwanzigste Mann von dieser neurologischen Erkrankung betroffen – Migräne ist damit auch eine Frauenkrankheit.
Vor dem Eintritt in die Geschlechtsreife ist das Erkrankungsrisiko allerdings noch gleich auf beide Geschlechter verteilt. Obwohl die Krankheit meist bei Personen im Alter von 25 bis 45 Jahren auftritt, sind auch Kinder – wahrscheinlich sogar schon Säuglinge – von den Beschwerden betroffen.
So treten bei Babys in den ersten Lebensmonaten manchmal lang anhaltende, intensive und nicht stillbare Schreianfälle auf. Diese sogenannte Säuglingskolik wird – neuen medizinischen Studien zufolge – mit dem Krankheitsbild einer Migräne in Verbindung gebracht.
Migräneanfall – Symptome & Verlauf
Eine Migräne ist ein eigenständiges Krankheitsbild mit folgenden Kennzeichen:
- mittelstarker bis starker Schmerz
- pulsierender, hämmernder, bohrender oder pochender Schmerzcharakter
- anfallartig auftretend
- meist halbseitig
- Seitenwechsel (rechts – links) ist möglich
- in unregelmäßigen Abständen wiederkehrend
- Schmerz wird schlimmer bei körperlicher Anstrengung
- Attacken dauern 4 bis 72 Stunden
- aneinander gereihte Attacken dauern deutlich länger (Status migraenosus)
Die Erkrankung begleitende Beschwerden (Symptome) sind:
- Übelkeit
- Erbrechen
- starke Licht- und Lärmempfindlichkeit
- manchmal auch Geruchsempfindlichkeit
- Schwindelanfälle (bei Erkrankung des Gleichgewichtssystems)
- Sehstörungen (bei Aura)
Der Verlauf eines Anfalls gliedert sich in bis zu 4 Phasen: die Vorankündigungsphase, die Auraphase, die Schmerzphase und die Abklingphase.
Vorankündigungsphase
Bis zu 2 Tage vorher – manchmal sind es auch nur einige Stunden – spüren viele Migräniker Vorboten der nahenden Erkrankung. Diese Vorankündigungsphase ist nur kurz. Sie dauert 1 bis 2 Stunden.
Migräneattacken beginnen also meist nicht mit Kopfschmerzen.
✓ Müdigkeit, sehr häufiges Gähnen
✓ Ausgeprägte Stimmungsschwankungen: euphorisch bis depressiv, gereizt
✓ Heißhunger oder Appetitlosigkeit
✓ Lernen, lesen und schreiben fallen schwer
✓ Schwierigkeiten im Magen und Darm (z. B. Verstopfungen)
Auraphase
Etwa jeder fünften Schmerzattacke geht eine Auraphase voraus – sie dauert bis zu 60 Minuten.
Viele Begleiterscheinungen einer Aura sind dynamisch, setzen langsam ein und klingen langsam aus, also ganz anders als beim Schlaganfall. Auch verursacht eine Aura keine Hirnschädigungen.
Auren können in seltenen Fällen auch isoliert erscheinen – ohne anschließende Schmerzphase.
✓ Starke Sehstörungen (dynamische Zickzacklinien, Lichtblitze, Bildstellen fehlen oder sind unscharf, Skotome)
✓ Zeitweiliges Erblinden auf einem Auge
✓ Halluzinationen (Muster- und Farbfantasien)
✓ Wanderndes Kribbeln in Gesicht, Armen, Beinen und Fingern
✓ Lähmungserscheinungen
Schmerzphase
Während oder spätestens eine Stunde nach der Auraphase setzen mit zunehmender Intensität die starken Kopfschmerzen ein – sie dauern wenige Stunden bis etwa 3 Tage.
Die hier aufgeführten Symptome müssen nicht bei jedem Migräniker auftreten. Bei Kindern treten Anfälle gehäuft beidseitig an Stirn und Schläfe auf. Auch haben Kinder häufiger Schwindelanfälle. Es gibt auch Erkrankungsformen, bei denen die Kopfschmerzphase ausfällt.
✓ Meistens halbseitiger (einseitiger) Schmerz
✓ Pulsierender, bohrender, pochender oder hämmernder Schmerzcharakter
✓ Wahrgenommen meist hinter den Augen, an den Schläfen und hinter der Stirn
✓ Schmerzen nehmen bei körperlicher Anstrengung zu
✓ Schmerzen nehmen bei Dunkelheit, Ruhe und grünem Licht ab
✓ Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen
✓ Oft extreme Lärm-, Licht- und Geruchsempfindlichkeit
✓ Zunehmende Schlaftiefe
✓ Blässe
Abklingphase
In der Abklingphase lösen sich die Beschwerden nach und nach auf, bis zur vollständigen Erholung des Patienten. Diese Phase dauert 12 bis 24 Stunden.
In der Abklingphase ist der Mensch…
✓ müde
✓ erschöpft
✓ angespannt
✓ leicht reizbar
✓ appetitlos
✓ euphorisch (selten)
Migräne Trigger – Auslösende Faktoren für eine Migräne
Man weiß bis heute nicht die genauen Ursachen, die zur Entstehung dieser Krankheit führen.
Man kennt aber einige Umstände, die den Ausbruch dieser Erkrankung begünstigen. Sie werden vom Arzt als Trigger (Auslöser) bezeichnet. Einige dieser Trigger besprechen wir jetzt genauer.
Keine regelmäßigen Schlafphasen
Ein unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus ist z. B. typisch für Schichtarbeiter. Aber auch zu wenig Schlaf ist der Gesundheit abträglich. Nach Ansicht von Schlafmedizinern ist für die meisten Menschen eine Schlafdauer von 7 bis 8 Stunden am gesündesten. Schlaf ist bekanntermaßen die beste Medizin – der Körper reagiert bei Schlafentzug mit Krankheiten, z. B. Migräne.
Entspannung nach Überforderung (Disstress)
Typisch für unsere Zeit sind Rastlosigkeit, Zeitdruck, Mobbing unter Schülern und Arbeitskollegen, Überforderung in Schule und Beruf (z. B. Multitasking), Angst vor Arbeitslosigkeit, Einarbeiten in ein neues Berufsfeld, Konflikte zwischen Menschen. Das hinterlässt Spuren, belastet die Psyche und kann Schmerzattacken auslösen. Paradoxerweise treten diese Attacken oft gerade in Entspannungsphasen auf, die sich an stressreiche Zeiten anschließen, z. B. im Urlaub (Urlaubsmigräne) oder am Wochenende.
Nahrungs- und Genussmittel
Die folgenden Nahrungs- und Genussmittel sind bekannt dafür, Schmerzattacken auszulösen:
- Alkohol – insbesondere Rotwein
- Bananen
- Schokolade
- Zitrusfrüchte
- Nikotin
- Käse
Auch durch Unterzuckerung – wenn man sehr wenig isst – können Schmerzattacken ausgelöst werden.
Wetter
Wetterwechsel gehört zu den Triggern, die häufig für Schmerzattacken verantwortlich sind.
Die folgende Witterung kann – neben Wetterwechsel – Schmerzattacken auslösen:
- schnelle Temperaturveränderung um mehr als 5 °C nach oben oder unten
- deutlicher Anstieg der Luftfeuchtigkeit
- schwül-warme Luft mit Gewitterneigung (deshalb auch bei Reisen in die Tropen)
- Sturm
- Föhn
- wolkenloser Tag mit grellem Sonnenlicht
Pille und natürliche Hormonveränderungen
Hormonelle Verhütungspräparate – wie „die Pille“ – werden meist über einen Zeitraum von 21 Tagen eingenommen und dann für 1 Woche abgesetzt. In dieser Pillenpause setzt dann die Regelblutung ein – durch den Entzug der Pillenhormone. Dieser Hormonentzug kann einen Schmerzanfall auslösen.
Aber auch natürliche Hormonschwankungen – etwa während des Eisprunges oder der Menstruation – sind oft ursächlich für die Begünstigung von Schmerzattacken.
Migräne Tagebuch – Triggerfaktoren erkennen
Wer einen besseren Überblick über seine Beschwerden und die auslösenden Umstände erlangen möchte, sollte ein Tagebuch führen. Einzelne Blätter dieses Migräne-Tagesbuches kann man beispielsweise auf der Webseite der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft downloaden.
An den Tagen, an denen man Kopfschmerzen hat, trägt man folgendes in das Tagebuch ein:
Was könnten die Ursachen sein?
Stress | Schlafmangel oder Schlafstörungen | Ungewohnte Kost | Wetterwechsel
Wann hatte ich den Schmerz?
morgens | mittags | abends | nachts
Wie lange dauerten die Schmerzattacken?
Wie stark waren die Schmerzen?
leicht | mittelstark | stark | unerträglich stark
Welche Medikamente in welcher Dosierung habe ich genommen, mit welcher Wirkung?
Es lohnt sich, dieses Tagebuch auch dann zu führen, wenn Sie sich noch nicht abschließend sicher sind, welche Erkrankung Sie haben. Einem kundigen Arzt können Ihre Aufzeichnungen eines Tages sehr helfen, für Sie eine geeignete Therapie zu entwickeln, die Ihre Schmerzattacken lindert.
Migräne bei Kindern
Bei Kindern sind die Kopfschmerzen oft weniger stark oder fehlen ganz. Darüber hinaus sind die Symptome oft untypisch. Dies führt dazu, dass die Krankheit nicht sofort erkannt und behandelt wird.
Wenn Kopfschmerzen auftreten, dann in der Regel beidseitig im Bereich von Stirn, Schläfe und Augen. Begleitsymptome wie Schwindel, Geruchsempfindlichkeit und Gleichgewichtsstörungen treten häufiger auf als bei erwachsenen Migränikern.
- Auslöser:
Kindermigräne – mit oder ohne Auren – wird insbesondere ausgelöst durch Stress in der Schule (Leistungsanforderungen, Mobbing), Streitigkeiten im Elternhaus, Übermüdung, Reizüberflutung und Mangelernährung. Auch ein unregelmäßiger Schlafrhythmus am Wochenende und Schlafmangel – weniger als 9 bis 12 Stunden – sind ein bedeutender Auslöser für Migräneattacken. - Behandlung:
Ärzte vermeiden bei der Behandlung möglichst Medikamente. Sie versuchen auf das Elternhaus so einzuwirken, dass die betroffenen Kinder einen besser geordneten Tagesablauf haben und Entspannungsübungen anwenden lernen.
Wenn doch Medikamente ärztlicherseits verordnet werden, dann folgende:- Domperidon (Antiemetikum = gegen Übelkeit und Erbrechen), als Tablette oder Zäpfchen
- Ibuprofen oder Paracetamol: wird nach dem Antiemetikum als Schmerzmittel verabreicht
- Triptane (wenn obige Mittel nicht wirken)
- Ergotamine (wenn andere Mittel nicht helfen)
Migräne diagnostizieren
Wenn Sie vermuten, an Migräne erkrankt zu sein, können Sie einen auf Kopfschmerzen spezialisierten Neurologen oder den Hausarzt kontaktieren.
Dieser Arzt wird mit Ihnen zusammen versuchen zu ergründen, wie es zu Ihrer Erkrankung kam und Ihnen deshalb im Zuge einer Anamnese einige gezielte Fragen stellen, wie etwa diese:
- Welche aktuellen Beschwerden haben Sie?
- Wo genau spüren Sie den Schmerz?
- Wie fühlt sich der Schmerz an?
- Wie lange haben Sie die Beschwerden schon?
- Wie häufig treten die Symptome auf?
- Wird der Schmerz bei körperlicher Anstrengung schlimmer?
- Tritt der Schmerz im Zusammenhang mit bestimmten Ereignissen auf – während der Regel, nach zu wenig Schlaf, nachdem Sie Alkohol getrunken haben?
- Kommen diese Beschwerden auch in Ihrer Familie vor?
- Welche Medikamente nehmen Sie ein und wie haben sie gewirkt?
Im Idealfall können Sie dem Arzt Ihr Kopfschmerztagebuch mitbringen oder sich anhand dieser Aufzeichnungen auf das Gespräch mit dem Arzt genau vorbereiten.
Es gibt über 200 verschiedene Kopfschmerzarten und viele andere Erkrankungen, die von Kopfschmerzen begleitet werden. Deshalb hat der Arzt die Aufgabe, andere Erkrankungen auszuschließen, etwa Spannungskopfschmerzen oder den Cluster-Kopfschmerzen.
Weitere Untersuchungsmöglichkeiten
- Neurologische Untersuchung:
In einer äußerlichen neurologischen Untersuchung prüft der Arzt zum Beispiel, ob eine Bewegungsstörung oder eine Störung des Gleichgewichtssinnes vorliegen und ob es an den Augen Auffälligkeiten gibt. - CT (Computertomographie):
Diese Untersuchung ist röntgenstrahlungsfrei und ermöglicht beispielsweise das Erkennen von schmerzauslösenden Blutungen im Gehirn. Bis zu einem gewissen Grade können mit dem CT auch Tumore dargestellt werden – auch sie können Schmerzen im Kopf auslösen. - MRT (Magnetresonanztomographie):
Auch mit diesem Verfahren können – wie beim CT – Bilder von Organen und Geweben gewonnen und beurteilt werden. MRT wird vor allem dann eingesetzt, wenn die Migräne erst nach dem 40. Lebensjahr auftritt oder an Häufigkeit und Intensität zunimmt. - EEG (Elektroenzephalogie):
Mithilfe der EEG wird die elektrische Hirnaktivität gemessen. Mit dieser Untersuchung versucht der Arzt, bestimmte Erkrankungen auszuschließen. - Dopplersonographie:
Mit dieser Ultraschalluntersuchung werden Blutgefäße untersucht, die das Gehirn versorgen – ebenfalls, um bestimmte Erkrankungen auszuschließen. - Untersuchung von Leber und Niere:
Bevor bestimmte Medikamente gegeben werden, ist es erforderlich, durch eine Untersuchung des Blutes zu klären, ob beide Organe gesund sind. Nur dann können Leber und Niere die arzneilichen Wirkstoffe ohne Komplikationen abbauen und ausscheiden.
Selbsttest – Migräne oder normale Kopfschmerzen?
Im Internet besteht die Möglichkeit, anhand eines Kopfschmerz Tests vor einem Arztbesuch zu prüfen, ob es sich bei Ihren Beschwerden mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit um eine Migräne oder nur um normalen Kopfschmerz handelt. Dabei versuchen diese Tests eine Diagnose zu geben, mit Hilfe von verschiedenen Fragen, die in ihrer Form an eine Anamnese angelehnt sind.
Wir müssen aber darauf hinweisen, dass das Testergebnis keinen verbindlichen Charakter hat und unbedingt von einem Arzt bestätigt werden muss.
Behandlung – Was tun gegen Migräne?
Migräne ist eine unheilbare Krankheit. Dennoch kann der Arzt bei akuten Migräneattacken mit einer geeigneten Behandlung die Schwere der auftretenden Begleiterscheinungen spürbar vermindern.
Auch kann er erreichen, dass die Schmerzattacken seltener auftreten.
Möglichkeiten im Akutfall
Was kann man also im Akutfall tun? Welche Medikamente und Wirkstoffe versprechen Linderung?
Migräne-Medikamente können in Form von Tropfen, Tabletten und Spritzen verabreicht werden. Gegen die Schmerzen einer akuten Migräne helfen vor allem die folgenden Medikamente bzw. arzneilichen Wirkstoffe:
Medikamentenbeispiel: Aspirin Migräne (rezeptfreie Tabletten)
Paracetamol
Medikamentenbeispiel: Paracetamol 500 mg HEXAL oder Thomapyrin Intesiv (nur bei leichter Migräne, rezeptfrei)
Ibuprofen
Medikamentenbeispiel: Dolormin extra (bei mittelschweren Schmerzen, rezeptfrei)
Diclofenac
Medikamentenbeispiel: Diclofenac-ratiopharm 100 mg, Suppositorien (Zäpfchen), rezeptpflichtig. Die Anwendung von Zäpfchen empfiehlt sich bei Übelkeit und Erbrechen.
Naproxen
Medikamentenbeispiel: Naproxen Schwörer (bei mittelschweren Kopfschmerzen, rezeptfrei, wirkt bis zu 12 Stunden)
Metamizol
Medikamentenbeispiele: Metamizol Hexal 500 mg/ml Tropfen oder Metamizol Hexal Injektionslösung für Spritzen (bei akuten und chronischen starken Schmerzen). Beide Medikamente sind rezeptpflichtig. Die Injektionslösung wird entweder in eine Vene (intravenös) oder in einen Muskel (intramuskulär) gespritzt.
Triptane
Medikamentenbeispiele: Formigran (rezeptfreie Filmtabletten) und Naratriptan (z. B. Naratriptan-ratiopharm, rezeptfreie Filmtabletten), wirken bei schweren Migräneattacken. Helfen auch gegen Übelkeit und Störungen des Gleichgewichts.
Antiemetika: Antiemetika sind Wirkstoffe zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen.
Medikamentenbeispiele: Paspertin (Wirkstoff: Metoclopramid), als Tabletten, Zäpfchen und Spritzen (intravenös oder intramuskulär), rezeptpflichtig – oder Domperidon (Tabletten).
Prophylaxe gegen Migräne
Wer vorbeugende Maßnahmen konsequent anwendet, kann viel erreichen, um sowohl die Häufigkeit als auch die Schwere von Migräneattacken zu verringern.
Insbesondere gilt es, Migräne auslösende Faktoren (Trigger) zu vermeiden, also z. B.:
- Stress reduzieren
- ausreichende Schlafzeiten einhalten
- Zeitdruck verringern
- übertriebenes Leistungsdenken ablegen
- negative Verhaltensmuster ablegen
- Ausdauersport betreiben (z. B. Wandern, Rad fahren)
- Entspannungstechniken anwenden
Bei besonders schwerer Erkrankung können auch vorbeugend wirkende Medikamente (Migräneprophylaktika) eingenommen werden, z. B. Betablocker (Arzneistoffe der ersten Wahl: Metoprolol und Propranolol), Valproat und Flunarizin (Calciumantagonist).
Und auch bestimmte Übungen können Abhilfe schaffen bei der Häufigkeit und Intensität der Migräneattacken. Im nachfolgenden Video zeigt der bekannte Schmerzspezialist Roland Liebscher-Bracht ein paar leichte Übungen um prophylaktisch gegen diese Anfälle vorzugehen.
FAQ – Häufige Fragen zu Migräne
Wir beantworten hier einige Fragen, die Kopfschmerzpatienten immer wieder unter den Nägeln brennen:
Was kann eine Migräne auslösen?
Neben einer erblichen Vorbelastung sind es insbesondere die folgenden Ursachen, die eine Migräne auslösen:
- keine regelmäßigen Schlafphasen
- Stress und allgemeine Überforderung
- Entspannung nach Überforderung (Urlaubsmigräne, Wochenendmigräne)
- bestimmte Nahrungs- und Genussmittel, wie z. B. Alkohol, Käse, Zitrusfrüchte, Schokolade, Bananen und Nikotin
- Wetterwechsel und Witterung, wie z. B. Sturm, Föhn, Sommertag mit grellem Licht
- Anti-Baby-Pille und Hormonschwankungen
Kündigt sich eine Migräneattacke an?
Oft ja! Manche Migräniker spüren Stunden bis 2 Tage vorher die nahende Erkrankung anhand z. B. folgender Vorboten:
- Müdigkeit
- Stimmungsschwankungen
- Heißhunger
Wie lange dauert eine Migräne?
Migräneattacken dauern meistens 4 bis 72 Stunden.
Was kann ich gegen meine Migräne tun?
- Einnahme von Medikamenten
- Aufenthalt in ruhigem, dunklem Raum mit grünem Licht (wirkt schmerzlindernd)
- vorbeugende Maßnahmen
Welche Migräne Tabletten sind die besten?
Analgetika (gegen akute und chronische Schmerzen)
- Bei leichten bis mittleren Schmerzen: Aspirin Migräne, Paracetamol 500 mg HEXAL, Dolormin extra-Lysin
- Bei schweren Migräneattacken: Formigran und Naratriptan
Antiemetika (gegen Übelkeit und Erbrechen)
- Paspertin
- Domperidon
Migräneprophylaktika (zur Vorbeugung)
- Metoprolol (Betablocker)
- Propranolol (Betablocker)
- Flunarizin (Calciumantagonist)
Kann man Migräne vorbeugen?
Ja, das ist möglich, z. B. durch folgende Maßnahmen:
- Vorbeugend wirkende Medikamente einnehmen, sog. Migräneprophylaktika
- Migräneauslöser (Trigger) vermeiden
- Entspannungstechniken nutzen
- Bewegung an frischer Luft hilft (Ausdauersport, wie z. B. Rad fahren und spazieren gehen)
Was ist ein Migräne Tagebuch und was bringt es mir?
Ein Migränetagebuch können Sie sich aus dem Internet herunterladen unter www.dmkg.de (Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft) und blattweise ausdrucken.
In diese Bögen tragen Sie alle wichtigen Dinge in vorgegebene Felder ein, die sie bei Ihren Migräneattacken beobachten. Auf diese Weise bekommen Sie einen lückenlosen Überblick über den Verlauf Ihrer Erkrankung. Möglicherweise gelingt es Ihnen auch auf diese Weise, die Umstände zu ergründen, die Ihre Migräne auslösen. Auch für einen Sie behandelnden Arzt sind Ihre Aufzeichnungen von großem Wert für die Diagnosestellung und Behandlung.
Wenn Sie bereits Erfahrungen gemacht haben mit Migräne, diese mit uns teilen wollen oder vielleicht sogar einen weiteren Tipp haben, so lassen Sie es uns & die Leser wissen. Nutzen Sie die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag und tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus.
Wir freuen uns auf Ihren Beitrag!
Weitere Migräneformen
Wir geben hier einen vollständigen Überblick über die einzelnen Migräneformen, teils mit einigen knappen Zusatzinfos:
- Migräne ohne Aura (Gewöhnliche Migräne): Dies ist die häufigste Form der Migräne.
- Migräne mit Aura (Klassische Migräne): Beschwerdebild mit vielfältigen Sehstörungen – die sich später wieder vollständig zurückbilden – und Muster- sowie Farbphantasien. Ferner treten auf: Gefühlsstörungen oder Sprachstörungen. Typisch sind auch Missempfindungen der Haut (Kribbeln) sowie Aurasymptome, die sich dynamisch entwickeln und ausklingen. Dauer der Aurasymptome: 5 bis 60 Minuten.
- Typische Aura mit Migränekopfschmerz: häufigste Form einer Migräne mit Aura.
- Typische Aura mit Nicht-Migränekopfschmerz
- Typische Aura ohne Kopfschmerz: Auratyp tritt alleine auf – ohne anschließende Kopfschmerzen, sogenannte Augenmigräne. Kommt besonders bei Männern vor oder bei Migränikern im fortgeschrittenen Lebensalter.
- Familiäre hemiplegische Migräne: Sehr seltene Aura-Migräne mit gestörten Bewegungsabläufen (motorische Störungen, wie z. B. Bewegungsunmöglichkeit von Gliedmaßen). Erst nach etwa einer Stunde kann sich der Patient wieder normal bewegen. Möglich ist auch das Auftreten von Bewusstseinseinschränkungen und Koma – dies wird auch „komplizierte Migräne“ genannt. Wichtigstes Diagnosekriterium: Verwandte ersten oder zweiten Grades haben ebenfalls diese Erkrankung. Ursache: Gendefekte.
- Sporadische hemiplegische Migräne: Weist identisches Symptombild auf wie die familiäre hemiplegische Migräne. Unterschiede: Verwandtschaft nicht betroffen, keine Gendefekte.
- Migräne vom Basilaristyp: Ausgeprägte neurologische Symptome, z. B. Schwindelanfälle, Sprachstörungen, Sehstörungen, Doppelbilder, Hörminderung, Tinnitus, Störung des Bewusstseins. Kopf schmerzt am Hinterhaupt. Sehr selten kommt es – bei vollem Bewusstsein – zu einer völligen Bewegungslosigkeit, die bis zu 30 Minuten andauern kann (locked-in-Syndrom).
- Periodische Syndrome in der Kindheit, die im Allgemeinen Vorläufer einer Migräne sind: zyklisches Erbrechen
- Abdominelle Migräne: Schmerz im Bereich des Bauchnabels, begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Blässe und Appetitlosigkeit. Die betroffenen Kinder sind meist kopfschmerzfrei. Dauer einer Attacke: 1 Stunde bis mehrere Tage.
- Gutartiger paroxysmaler Schwindel in der Kindheit
- Retinale Migräne: Einseitig ausgeprägte, vorübergehende Sehstörungen: Blindheit, Flimmern, Skotome (dunkle Flecken im Gesichtsfeld).
Migränekomplikationen
- Chronische Migräne: Liegt vor, wenn ein Patient in mindestens 3 aufeinanderfolgenden Monaten an mehr als 15 Tagen im Monat unter Migräne leidet.
- Status migraenosus: Aneinandergereihte Migränen, ohne Erholungsphasen.
- Persistierende Aura ohne Hirninfarkt: Aurasymptome halten länger als eine Woche an – ohne Hirninfarkt. Selten.
- Migränöser Infarkt: Hirninfarkt, der sich im Verlaufe einer typischen Migräne mit Aura ereignet. Gehirn wird dauerhaft geschädigt (Ischämischer Infarkt).
- Zerebrale Krampfanfälle, durch Migräne getriggert
- Wahrscheinliche Migräne (migräneartige Störung): Migräne, bei der – mit einer Ausnahme – alle Diagnosekriterien vorliegen.
- Wahrscheinliche Migräne ohne Aura: wie oben, aber ohne Aura.
- Wahrscheinliche Migräne mit Aura: wie oben, jedoch mit Aura.
- Wahrscheinliche chronische Migräne: wie oben, chronisch verlaufend.
Fazit
Dieser Artikel beschreibt umfassend das facettenreiche, schwere und unheilbare Krankheitsbild Migräne in all seinen Erscheinungsformen.
Besonderes Augenmerk wird dabei auf die vielfältigen Ursachen der Migräneentstehung gelegt, weil dies von besonderem Wert ist, um dieser Erkrankung zielführend vorzubeugen. Dass vorbeugen besser als heilen ist, hat schon vor 200 Jahren der Arzt Hufeland richtig erkannt. Deshalb sollten die Bemühungen eines Migränikers dahingehen, Migräne auslösende Umstände soweit wie möglich zu vermeiden.
Quellverzeichnis anzeigen
- Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (www.dmkg.de; Abgerufen: 28.05.2019)
- Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft: „Migräne“ Informationen für Patientinnen und Patienten (Abgerufen: 28.05.2019)
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie (www.dgn.org; Abgerufen: 28.05.2019)
- Internetbasierte Version der Internationalen Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen, 2. Auflage (www.ihs-klassifikation.de; Abgerufen: 28.05.2019)
- S. Evers: „Therapie idiopathischer Kopfschmerzen im Kindes- und Jugendalter“