Die Polyarthrose ist weiter verbreitet, als man vermuten mag. Im Text lesen Sie, was die Krankheit auszeichnet und wie Sie eine Polyarthrose frühzeitig erkennen. Außerdem berichten wir über die effektivsten Behandlungsmethoden und Vorbeugungsmaßnahmen.
Informationen zur Krankheit
- Bezeichnung: Arthrose, Polyarthrose
- Typ: degenerative Erkrankung der Gelenke, Gelenkverschleiß
- ICD-Codes: M15-M19, M47
Was ist Polyarthrose? – Eine Definition
Eine Polyarthrose ist ein degenerativer Befall von mindestens drei verschiedenen Gelenkarten. Sie wird als eine Sonderform der Arthrose angesehen und auch als multiple Arthose (laut Wikipedia) bezeichnet. Multiple Knorpelschäden sind die weltweit am häufigsten auftretende Gelenkerkrankung.
In Deutschland sind etwa fünf Millionen Menschen betroffen. Am häufigsten kommt die Fingergelenk-Polyarthrose vor. Umgangssprachlich wird Arthrose als Gelenkverschleiß bezeichnet, der das altersübliche Maß übersteigt.
Was ist eine aktivierte Polyarthrose?
Eine entzündlich aktivierte Polyarthrose ist ein Stadium des Gelenkverschleißes, das mit Entzündungszeichen einhergeht. Dazu gehören Schwellungen, Überwärmung und Gelenkergüsse. Eine aktivierte Polyarthrose ist sehr schädlich für die Knorpel, denn durch den Abbau des Gleitgewebes wird die Arthrose mit jeder Phase einer Entzündung beschleunigt. Mit entzündungshemmenden Medikamenten wird versucht die Entzündungsphasen möglichst kurz zu halten.
Polyarthrose ICD-Code
Der ICD-Code ist die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. Es ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen, welches von der Weltgesundheitsorganistation (WHO) herausgegeben wird. Sogenannte Arthropathien sowie Krankheiten, die an den peripheren Gelenken auftreten, gehören zu dem ICD-Code M00-M25. Entzündliche Polyarthropathien fallen unter dem ICD-Code M05-M14.
Der Grad der Behinderung – Polyarthrose GdB
Arthrosen und Polyarthrosen werden in verschiedene GdB unterteilt:
- ohne wesentliche Funktionseinschränkung mit leichten Beschwerden: 10 (GdB)
- mit leichten Auswirkungen (leichtgradige Funktionseinbußen und Beschwerden): 20-40 (GdB); ab GdB 30 Gleichstellung möglich
- mit mittelgradigen Auswirkungen (dauernde erhebliche Funktionseinbußen und Beschwerden): 50-70 (GdB); ab GdB 50 Schwerbehinderung
- mit schweren Auswirkungen (irreversible Funktionseinbußen): 80-100 (GdB)
Polyarthrose oder Rheuma? – Der Unterschied
Gerne werden die Begriffe Rheumatismus, Rheuma, Arthrose, Arthritis oder Rheumatoide Arthritis miteinander vermengt beziehungsweise verwechselt. Diese Bezeichnungen haben alle mit dauerhaften Gelenkschmerzen zu tun, doch die Erkrankungen unterscheiden sich zum Teil sehr voneinander.
Rheuma
Bei Rheuma entsteht eine Gelenk zerstörende Entzündung. Diese wird bedingt durch eine Autoimmunerkrankung des Körpers. Das Abwehrsystem der Betroffenen beginnt den Gelenkknorpel wie einen Fremdkörper zu behandeln und zu attackieren. Aus medizinischer Sicht konnte bisher noch nicht geklärt werden, warum das so ist. Das körpereigene Abwehrsystem arbeitet unermüdlich jahrelang, bis das Gelenk schlussendlich zerstört ist.
Mit Medikamenten sollen Schmerzen und Entzündungen von Rheuma gelindert werden. Ebenso kann mit Physiotherapie die Gelenkfunktion unterstützt werden. Sind Knorpel oder Gelenk bereits stark zerstört, kann durch eine Operation ein künstliches Gelenk (eine sogenannte Endoprothese) eingesetzt werden.
Polyarthrose
Die Polyarthrose ist eine degenerative Erkrankung an mehreren Gelenken. Durch eine mechanische Überbeanspruchung oder Fehlstellung des Gelenks, die zu einem Verschleiß des Gelenkknorpels führt, kann es zu leichten bis unerträglichen Schmerzen des Betroffenen kommen. Der Gelenkknorpel ist grundsätzlich dafür verantwortlich, dass sich das Gelenk möglichst störungsfrei und schmerzunempfindlich bewegen kann.
Wenn der Knorpel aber nun durch eine Verletzung beeinträchtigt wird, kommt es zu Schäden. Um Schmerzen aus dem Weg zu gehen, versuchen Betroffene eine Schonhaltung einzunehmen, wobei meist Fehlbelastung entsteht. Diese setzt wiederum eine Gelenkentzündung in Gang. Folglich leidet der Knorpel weiter. Der darunterliegende Gelenkknochen wird nun angegriffen. Es kommt bei jeder Bewegung zu Schmerzen und das Gelenk kann seine Aufgaben und Funktionen nicht mehr erfüllen.
Polyarthrose in Händen & Fingern
Hände und Finger werden tagtäglich von uns eingesetzt. Erst wenn die Funktionsfähigkeit gemindert ist, bemerken wir welch wichtiges Werkzeug sie für uns darstellen. Bemerkbar macht sich die Polyarthrose durch Schmerzen beim Greifen nach schweren Gegenständen und zunehmender Unbeweglichkeit. Außerdem kommt es zu einer Abnahme der Kraft und Sensibilität in der Hand.
Es bilden sich Vorwölbungen als Knötchen an den Fingergelenken, welche auch spürbar sind. Das Daumensattelgelenk fühlt sich instabil an. Weitere Knochenabbauten (sogenannte Osteophyten) an den Fingergelenken werden ebenfalls mit der Zeit tastbar.
Polyarthrose Therapie & Behandlung
Für Polyarthrose gibt es keine Heilungsmöglichkeiten. Jedoch können durch verschiedene Maßnahmen der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden. Der Knorpelabbau wird durch regelmäßige Bewegung verlangsamt. Außerdem stabilisieren und mobilisieren starke Muskeln zudem die Gelenke. Bei folgenden Sportarten werden die Gelenke bei ausreichender Bewegung gleichzeitig geschont:
- Radfahren
- Nordic-Walking
- Schwimmen
- Laufen (mit hochwertigen Schuhen mit guter Dämpfung); möglichst wenig bergauf und bergab laufen und gerne auf Waldwegen (besser als harte asphaltierte Straßen)
Polyarthrose Medikamentöse Therapie
Ärzte empfehlen auch Medikamente, die die Schmerzen einer Polyarthrose lindern und somit auch die Entzündung beeinflussen. Unter anderem können diese Arzneimittel angewandt werden:
- Diclo-Ratiopharm Schmerzgel
- Diclofenac Gel Hemmer
- Wobenzym Tabletten
- Zeel compN Tablette
Experte enthüllt – Das hilft wirklich
Im Video verrät der Mediziner, wie die Knorpelneubildung sowie die Regeneration wirklich gefördert werden kann.
Polyarthrose – Welcher Arzt kann mich behandeln?
Die ersten Untersuchungen können zunächst beim Hausarzt stattfinden. Wenn mehrere Körperpartien und Gelenke betroffen sind, sollte der Patient zu einem Facharzt gehen. Ein Orthopäde kann eine klinische Untersuchung des Gelenks durchführen, aber auch Röntgenbilder und einen Ultraschall machen.
Sobald eine genaue Diagnose gestellt ist, können spezifische Behandlungen durchgeführt werden. Sollten eine Computer- oder Kernspintomographie erforderlich sein, dann wird eine Überweisung zum Radiologen notwendig sein. Bei Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung kann ein internistischer oder orthopädischer Rheumatologe den Betroffenen helfen. Bei Polyarthrose an den Hand- und Fingergelenken kann der Patient auch zu einem Handchirurgen überwiesen werden.
Ernährung als Vorbeugemaßnahme?
Gift für die Knochen und Gelenke sind Übergewicht und fettreiche Ernährung. Aus diesem Grund ist es bei Arthrose und Polyarthrose immens wichtig auf das Körpergewicht zu achten.
Folgende Lebensmittel und Getränke fördern das Fortschreiten der Arthrose:
- Fleischreiche Ernährung
- Gesättigten Fettsäuren
- Gehärtete Fette
- Käse
- Kaffee
- Alkohol
Fettarme und vitaminreiche Nahrungsmittel sollten vermehrt auf dem Teller von Arthrose-Patienten landen:
- Calciumreiche Lebensmittel
- Mageren und fettarmen Milchprodukte
- Ungesättigte Fetten (Olivenöl)
- Naturreis (ballaststoffreiche Nahrung)
- Kaltwasserfische
- Knoblauch
- Zwiebeln
- Lauch
Eine vegetarische Kost ist auf jeden Fall einer fleischreichen Ernährungsweise vorzuziehen.
Erfahrungsberichte über Polyarthrose
Eine 45-jährige Patientin beschreibt, dass sie seit 4 Wochen zunehmend schmerzende Gelenke hatte. Bei ihr wurde Polyarthrose an 18 Gelenken an Armen und Beinen sowie Füßen diagnostiziert. Bereits im Ruhezustand habe sie Schmerzen. Das ärztliche Rat war: Bewegungstherapie im Wasser, Baden gehen im Thermalbad und die Einnahme von Schmerztabletten.
Eine weitere Betroffene berichtet, dass bei ihr durch Röntgen an mehreren Gelenken Arthrose diagnostiziert wurde. Sie sei nun wegen Polyarthrose in Behandlung, doch es falle ihr sehr schwer sich damit zu arrangieren.
Ein Patient schreibt, dass er den gravierenden Unterschied zwischen rheumatoider Arthritis und Arthrose am eigenen Leib erfahre. Er meint, dass bei Polyarthrose eine Art Krankheitsgefühl fehle, was man aber bei rheumatoider Arthritis deutlich empfinde. Mit Krankheitsgefühl meine er beispielsweise eine chronische Müdigkeit oder geringe Belastbarkeit.
Wenn Sie bereits Erfahrungen gemacht haben mit Polyarthrose, so lassen Sie es uns & die Leser wissen. Nutzen Sie die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag und tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus.
Wir freuen uns auf Ihren Beitrag!
Fazit
Sollten erste Anzeichen auftreten, die auf eine Polyarthrose schließen lassen, sollte sofort einen Arzt aufgesucht werden. Gewisse Unregelmäßigkeiten müssen noch nicht unbedingt besorgniserregend sein. Dennoch ist es ratsam, die Beschwerden so früh wie möglich abklären zu lassen. So ist eine rechtzeitige Behandlung und Therapie von Polyarthrose möglich. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung hilft Arthrosen vorzubeugen beziehungsweise vorhandene Leiden zu reduzieren.
Quellverzeichnis anzeigen ☟
- F. U. Niethard et al.: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie; Georg Thieme Verlag, 6. Auflage; 2009
- D. Kohn: Orthopädie und Orthopädische Chirurgie; Georg Thieme Verlag; 2005
- Dr. med. C. Klein: Orthopädie für Patienten. Medizin verstehen; Remagen: Michels-Klein Verlag; 2014
- Scott D, Kowalczyk A.: Osteoarthritis of the knee, Clinical Evidence 2007; 12: 1121
- U. Thiem, R. Lamsfuß, S. Günther et al.: Prevalence of Self-Reported Pain, Joint Complaints and Knee or Hip Complaints in Adults Aged > 40 Years: A Cross-Sectional Survey in Herne, Germany. PLOS ONE, April 30, 2013
- Arnold, Ingo: Ärzteblatt, Dtsch Arztebl 2016; 113(44): A-1976 / B-1658 / C-1645
- Robert Koch-Institut (RKI).: Publikation zum Thema Arthrose, Berlin: RKI; 2013