Ein Rundrücken gehört in Deutschland zu den am häufigsten auftretenden Haltungsschäden. Der gekrümmte Rücken tritt bei jungen und alten Menschen gleichermaßen auf. Er kann aus unterschiedlichen Gründen entstehen. Sofern ausschließlich eine Fehlhaltung zum Rundrücken führt, lässt er sich mithilfe effektiver Übungen wegtrainieren.
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Wie entsteht ein Rundrücken genau?
Der Rundrücken, der fachsprachlich Kyphose genannt wird, bezeichnet eine mehr als 40 Grad gekrümmte Wirbelsäule. Die extreme Fehlhaltung kann entweder angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden. Grundsätzlich entsteht der Rundrücken zumeist durch eine der folgenden vier Ursachen:
- Muskulär bedingtes Ungleichgewicht: Häufig tendiert die menschliche Brustmuskulatur dazu, sich zu verkürzen. Hierdurch ziehen sich die Schultern nach vorn. Die Rücken- und Schultermuskulatur, welche als Gegengewicht fungieren, können der starken Verschiebung auf Dauer nicht standhalten.
- Oftmals liegen dem Rundrücken trainingsbedingte Fehlbelastungen oder Bewegungsmangel zugrunde. Hierdurch entsteht im Rumpfbereich ein Ungleichgewicht. Besonders bei Menschen mit sitzender Tätigkeit können Muskeln verkümmern oder sich ungewollt verkürzen. Ebenso trägt ein unausgewogenes Fitnesstraining zum Entstehen eines Rundrückens bei. Die durch den muskulären Aufwand entstehenden Schmerzen bezeichnet die Medizin als sternales Belastungssyndrom.
- Organische Krankheiten können den Rundrücken ebenfalls auslösen. Dazu gehört die rheumatisch-entzündliche Erkrankung Morbus Bechterew. Bei dieser schmerzhaften Entzündung der Wirbelsäule versteifen sich zunächst die Rippen-Wirbelgelenke. Zusätzlich zu den entzündeten Sehnenansätzen können sich knochenmarksschädigende Ödeme bilden. Während der Frühphase der Erkrankung machen sich Steifheitsgefühle bemerkbar. Im späteren Stadium besteht die Gefahr, dass der Rücken vollkommen unbeweglich wird. Eine rechtzeitige Diagnose ist entscheidend, um die Heilungschancen zu verbessern. Denn anders als bei den vorgenannten Ursachen handelt es sich bei dem Morbus Bechterew nicht um einen erworbenen Haltungsschaden. Folglich lässt sich die Erkrankung schwerlich mithilfe von Übungen oder Gymnastik, sondern vielmehr durch entzündungshemmende Arzneimittel therapieren.
- Eine Knochenerkrankung (Osteoporose) kann zu einer Verformung der Wirbelsäule führen. Die Einnahme kalziumhaltiger Präparate und Vitamin D beugt Wirbelbrüchen vor. Sofern die Brüche schon entstanden sind, lassen sie sich durch eine Korsettversorgung heilen.
Symptome des Rundrückens – diese Beschwerden treten auf
Viele unterschiedliche Symptome deuten auf einen Rundrücken hin. Manchmal, vor allem bei einem langjährigen Krankheitsbild, sind die Beschwerden stark ausgeprägt vorhanden.
- Kopfschmerzen und allgemeine Bewegungseinschränkungen sind als typische Symptome eines Rundrückens einzustufen.
- Reizungen und entzündliche Prozesse entstehen oftmals infolge der großen muskulären Belastungen.
- Schlimmstenfalls kann ein starker Rundrücken die Funktionstüchtigkeit von Herz und Lunge beeinträchtigen. Da der Rundrücken den Brustraum verengt, bekommen die inneren Organe nicht mehr ausreichend Platz.
- Selten gehen die ausgeprägten Beschwerden mit psychischen Einschränkungen einher. Patienten klagen über Schlaflosigkeit, manche leiden infolge des veränderten Aussehens an Depressionen oder einem verringerten Selbstwertgefühl.

Wann ein Besuch beim Arzt ratsam ist
Grundsätzlich sollte ein Rundrücken immer von einem Arzt untersucht werden. Bleibt er unbehandelt, zieht er häufig weitere schlimme Komplikationen nach sich. Eine frühe Diagnose ist also für einen schnellen Heilungsprozess ausschlaggebend. Als erste Anlaufstelle bei einem Rundrücken kann der Allgemeinarzt konsultiert werden. Die weitergehende Behandlung überlässt der Hausarzt dann allerdings einem Facharzt.
Diagnose des Rundrückens beim Orthopäden oder Physiotherapeuten
Physiotherapeuten oder Orthopäden diagnostizieren den Rundrücken oftmals schon infolge einer Blickdiagnose. Ein seitlicher Röntgenbefund der Wirbelsäule wird von den Therapeuten zur Diagnose-Bestätigung herangezogen. Hingegen erfolgt die eindeutige Diagnose des Morbus Bechtere anhand der für die Krankheit eindeutigen Diagnosekriterien.
Aktive Übungen: Bewegungstherapie als langfristig wirkungsvollster Behandlungsansatz
Wer eine effektive und langzeitlich wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeit sucht, sollte eine Bewegungstherapie anstreben. Sie verfolgt das Ziel, die allgemeinen Haltungsschäden zu korrigieren und zugleich einem erneuten Rundrücken vorzubeugen. Das regelmäßige Training von Rücken- und Bauchmuskulatur bildet die wichtigste Säule, um einen fortschreitenden Rundrücken aufzuhalten. Die unterschiedlichen Übungen stabilisieren den Rumpfbereich und wirken unterstützend, um die Wirbelsäule aufzurichten.
Übungen gegen den Rundrücken in stehender Position
Rückbeugen: Bei der Rückbeuge zieht der Patient die Schultern stark nach hinten. Gleichzeitig streckt er die Brust nach vorn. Auf diese Weise wirkt die Übung der unnatürlichen Krümmung des Rückens entgegen.
Schulterhilfe: Mit zusammengezogenen Schulterblättern lassen sich die Muskeln in einen dauerhaft verkürzten Zustand versetzen. Infolgedessen richtet sich die gekrümmte Brustwirbelsäule auf, wodurch der Rundrücken zurückgeht. Deutliche Fortschritte lassen sich erst bei einem regelmäßigen Training, mindestens zwei bis drei Mal pro Woche, erzielen. Die Schulterhilfe eignet sich für Büromitarbeiter, die den Großteil des Tages in sitzender Position arbeiten. Ferner profitieren auch alle anderen Menschen, die in einer eingeschränkten Arbeitshaltung arbeiten, von der Schulterhilfe.
Schulter- und Nackenbereich mobilisieren: Bei der Ausgangsposition dieser einfachen Rückenübung sind beide Arme waagerecht an den Seiten des Körpers weggestreckt. Der Patient rotiert beide Arme und somit auch die Schultern gleichmäßig in gleicher Richtung. Der Kopf kann sich nach links oder rechts sowie vorn oder hinten mitdrehen, sollte aber nicht im Nacken liegen.

Übungen gegen Rundrücken in liegender Position
Rückensegmente stärken: Um einzelne Wirbelsäulensegmente zu mobilisieren, legt der Patient sich in Rückenlage auf den Boden. Die Beine ruhen hüftbreit auseinandergestellt locker am Boden. Anschließend gelangt die Lendenwirbelsäule mithilfe eines Handtuchs, einer Schaumstoffrolle oder eines anderen Hilfsmittels in Bewegung. Der erhöhte Rücken schiebt jedes einzelne Segment auf der Rolle nach oben. Das ganzheitliche Rückentraining wird richtig ausgeführt, wenn es keine muskulären Anspannungen verursacht.
Dehnübungen gegen den Rundrücken: Eine Dehnübung beginnt mit dem Vierfüßlerstand. Die Knie sind leicht gespreizt, während die Hände leicht angewinkelt nach außen zeigen. Nun werden die Leisten schrittweise nach unten gezogen. Der Bauch sinkt durchgehend ab, während der Patient den Kopf nach oben zieht. Diese Position ist für zwei bis drei Minuten aufrechtzuerhalten. Die absolute Schmerzgrenze gilt es jedoch nicht zu erreichen.
Eine alternative Übung beginnt ebenfalls im Vierfüßlerstand, wobei die Hände gerade nach vorn zeigen. Der Patient senkt das Brustbein anschließend ab, wodurch sich der Rücken dehnt. Nach etwa einer Minute in dieser Position werden beide Arme vorn zusammengeführt, sodass sich die Daumen berühren. Der dritte Teil der Übung besteht darin, die Hände um 60 Grad angewinkelt nach außen zu drehen. Anschließend wiederholt der Patient den Dehnungsvorgang durch das herabsinkende Brustbein. Übungen sind in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, um die mit dem Rundrücken einhergehenden muskulären Verspannungen aufzulösen.