Weiter verbreitet als man denkt: Etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Schwerhörigkeit. Für viele Betroffene bedeutet das eine massive Einschränkung im Alltag und ein Verlust an Lebensqualität. Damit soll nun endgültig Schluss sein. Denn Wissenschaftler haben eine neue revolutionäre Heilmethode entdeckt, die Hörgeräte überflüssig machen soll. Doch was steckt wirklich dahinter?
Informationen zur Krankheit
- Bezeichnung: Schwerhörigkeit (Hypakusis, Hypoakusis)
- Typ: Minderung des Hörvermögens unterschiedlicher Ausprägung
- ICD-Codes: H90, H91
Schwerhörigkeit – Eine Definition
Der empfindliche Ablauf des Hörens im Ohr und in den Nervenbahnen des Gehirns kann durch verschiedene Gegebenheiten und Vorkommnisse gestört werden. Für Schwerhörigkeit wird auch der Fachbegriff „Hypakusis“ (aus dem Lateinischen) verwendet. Im Englischen wird Schwerhörigkeit als „hearing difficulty“, „hearing loss“ oder auch „deafness“ bezeichnet. Die Form der Schwerhörigkeit kann leicht sein, aber auch bis hin zur gänzlichen Gehörlosigkeit reichen.
Ursachen der Schwerhörigkeit
Manchmal reicht bereits ein dicker Pfropf Ohrenschmalz, um die Weiterleitung der Schallsignale zu behindern und eine vorübergehende Schwerhörigkeit auszulösen.
Jedoch kann eine Hörstörung auch angeboren sein. Meist entwickelt sich diese aber erst im Laufe des Lebens durch äußere wie innere Einflüsse. Je nach Auslöser tritt sie plötzlich auf und geht wieder vorüber, oder sie setzt schleichend ein, wird mit der Zeit stärker und zu einem dauerhaften Hörproblem. Es kann dabei sowohl nur ein Ohr betroffen sein, aber auch beide.
Die Symptome – Wie erkenne ich Schwerhörigkeit?
Schwerhörigkeit geht oftmals mit anderen Symptomen einher:
- Akute Hörminderung auf einem Ohr deutet auf einen Hörsturz hin. Meist kommen dann dazu: Druckgefühl im Ohr, Schwindel, Tinnitus.
- Hörprobleme in Verbindung mit Ohrenschmerzen, Erschöpfung und Fieber weisen auf eine Mittelohr- oder Gehörgangsentzündung hin. Häufig ist der erkrankte Teil des Ohres ist gerötet, geschwollen und auch übermäßig warm. Es kann auch ein eitriger Ausfluss aus dem Ohr kommen.
- stechenden Ohrschmerz mit plötzlicher Hörminderung bis hin zur Taubheit (Ursache kann ein überlauter Knall oder eine Explosion sein).
- Lärmschwerhörigkeit – wie der Name schon sagt, ist die Ursache permanenter Lärm. Meist setzt diese verzögernd ein und kann mit einem Tinnitus verbunden sein.
- Altersschwerhörigkeit hat ebenfalls einen langsamen Verlauf.
- Hörorgan im Innenohr gestört in Verbindung mit dem benachbartem Gleichgewichtsorgan, welches ebenfalls nicht intakt ist. Dahinter steckt meist die sogenannte Menière-Krankheit. Zur Schwerhörigkeit kommt meist Schwindel und andere Ohrgeräusche.
Verschiedene Arten von Schwerhörigkeit
Es gibt nicht die eine Form der Schwerhörigkeit. Sie lässt sich in mehrere verschiedene Arten unterteilen.
Zentrale Schwerhörigkeit
Unter zentraler Schwerhörigkeit versteht man die auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS). Dies ist eine Störung der Hörverarbeitung auf Gehirnebene. Dabei wird die auditive Wahrnehmung eingeschränkt. Die Weiterleitung und die Verarbeitung von gehörten Informationen an das Gehirn werden durch eine Fehlfunktion des Hörnervs behindert.
Meist ist das äußere Hören durch die auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung nicht betroffen. Das bedeutet, dass Geräusche und Stimmen normal wahrgenommen werden können.
Ursachen einer zentralen Schwerhörigkeit können sein:
- angeborene Fehlfunktion des Hörnervs
- Folge einer chronischen Mittelohrentzündung
- Folge einer Kopfverletzung
Schallempfindungsschwerhörigkeit
Bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit ist das Hörorgan mit seinen Sinneszellen im Innenohr oder der Hörnerv meist bleibend geschädigt. Schallsignale können nicht mehr korrekt in das Hörsystem des Gehirns gelangen. Die Fehlfunktion kann auch im Gehirn direkt liegen. Altersschwerhörigkeit und die Lärmschwerhörigkeit gehören zu den typischen Schallempfindungsschwerhörigkeiten.
Schallleitungsschwerhörigkeit
Störungen oder Erkrankungen im Außen- oder Mittelohr behindern oder verzerren die Weiterleitung der Schallwellen bei einer sogenannten Schallleitungsschwerhörigkeit. Betroffene von diesem Schwerhörigkeitstyp können hohe beziehungsweise tiefe Töne erst ab einer bestimmten Lautstärke hören. Das normal gesprochene Wort von anderen Personen können sie aber noch gut verstehen.
Kombinierter Hörverlust
Eine kombinierte Schwerhörigkeit bedeutet, dass Betroffene gleichzeitig unter einer Schallleitungsschwerhörigkeit als auch unter einer Schallempfindungsschwerhörigkeit leiden.
ACHTUNG! – Neue revolutionäre Heilmethode entdeckt?
Bei unseren Recherchen stießen wir auf eine neue Behandlungsmöglichkeit im Bereich von Hörschwierigkeiten. Es handelt sich um MicroRNA. Dies sind Moleküle, die die Genkodierung regulieren und darüber entscheiden, ob Proteine produziert werden. MicroRNA sind verantwortlich für die richtige Funktionsweise von Zellen von Lebewesen.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die MicroRNA an Krankheiten beteiligt ist wie etwa bei einigen Krebsarten sowie Leber- und Herz-Kreislauferkrankungen. Nun haben Forscher der Universität Tel Aviv sowie Wissenschaftler-Kollegen des Weizmann Instituts für Molekulargenetik und Biologen der Purdue University in Indiana neue Erkenntnisse hinsichtlich der MicroRNA gewonnen.
Sie haben mit Hilfe von Mäusezellen herausgefunden, dass die Moleküle der MicroRNA hauptverantwortlich für die Entwicklung und den Tod der Haarzellen im Innenohr sind. Die Innenohre von Mäusen sind denen von Menschen funktionell sehr ähnlich, sodass ein direkter Vergleich zwischen dem tierischen und menschlichen Ohr möglich ist. Die Erkenntnis über MicroRNA kann somit auch neue Behandlungsmöglichkeiten von Schwerhörigkeit bei Menschen zur Verfügung stellen. Dabei würde es keinen Unterschied machen, welche Ursache die Schwerhörigkeit hat.
Wie erfolgt eine Therapie?
Welche Behandlungsmethode bei Schwerhörigkeit eingesetzt wird, hängt auch davon ab, welche Art und Ursache vorliegt.
- Bei vorübergehendem Hörverlust, Hörsturz, akuter Mittelohrentzündung, einer Durchblutungsstörung: entsprechende Medikamente und ein behutsamer Umgang mit dem angegriffenen Gehör
- Schallleitungsschwerhörigkeiten: eventuell operativer Eingriff (Ersatz eines versteiften Gehörknöchelchens bei einer Otosklerose)
- Schaden im Innenohr (durch Lärm): Ruhe und passende Medikamente
- chronische Schallempfindungsschwerhörigkeit: Hörgeräte, Hörimplantate
Schwerhörigkeit im Alter
Die Altersschwerhörigkeit wird auch Presbyakusius genannt. Diese entwickelt sich schleichend mit zunehmendem Alter. Verschleißerscheinungen lassen sich bei den Haarzellen im Innenohr finden. Dadurch wird eine Verminderung der Leistungsfähigkeit des Gehörs verursacht.
Normalerweise beginnt dies ab dem 50. bis 60. Lebensjahr. Durch unser Altern können auch der Hörnerv selbst und das gesamte Hörzentrum beeinträchtigt werden. Meist verlieren Betroffene zunächst die Fähigkeit, hohe Frequenzen wahrzunehmen, dann entstehen Schwierigkeiten beim Verstehen von Sprache in einer Umgebung mit hohem Geräuschpegel.
Auch schon Kinder betroffen?
Bereits Babys, Kinder und Jugendliche können an einer Schwerhörigkeit oder einem Hörverlust leiden. Je früher die Hörprobleme erkannt werden, desto schneller kann eine Behandlungsmethode greifen und die Chancen erhöhen einen beginnenden Hörverlust zu beseitigen. Hörtests können in regelmäßigen Abständen in Verbindung mit einer Routineuntersuchung stattfinden.
Welche Erfahrungen haben Betroffene gemacht?
Bei unserer Recherche finden wir im Internet viele Erfahrungsberichte von schwerhörigen Menschen oder Familienmitgliedern, die unter einem Hörverlust leiden. Eine Mutter schreibt beispielsweise in einem Forum, dass ihr Baby bereits schwerhörig auf die Welt kam. Bei einem Hörscreening des Neugeborenen waren die Ergebnisse auffällig, doch ihr wurde mitgeteilt, dass dies nicht unüblich sei.
Eine spätere Kontrolle sei nötig, aber kein Grund zur Besorgnis. Doch nach mehreren Untersuchungen wurde festgestellt, dass ihr Sohn hochgradig schwerhörig ist. Den Eltern wurde empfohlen dem Baby ein CI (Cochlea Implantat), also eine elektronische Innenohrprothese einzusetzen.
Dabei handelt es sich um eine Medizintechnik, die ein menschliches Sinnesorgan in Form einer Prothese ersetzen kann. Diese kann tauben Menschen die Kommunikationsfähigkeit erhalten sowie gehörlos geborenen, ertaubten oder hochgradig schwerhörigen Kindern ermöglichen, hören und sprechen zu lernen.
Eine Frau schreibt im Forum, dass ihr Mann (30) unter Schwerhörigkeit leidet. Sie sei froh, dass er sich bei den ersten Anzeichen gekümmert habe und keine Arztkontakte sowie den Gang zum Hörakustiker gescheut habe. Es wurde eine Hochton-Schwerhörigkeit diagnostiziert. Mit Hilfe von Hörgeräten könne er aber alles wunderbar verstehen. Dadurch gäbe es in der Familie „viel weniger Streit, Missverständnisse und Unmut.“
Wenn Sie bereits selbst Erfahrungen mit Schwerhörigkeit gemacht haben, so lassen Sie es uns & die Leser wissen. Nutzen Sie die Kommentarfunktion unter diesem Beitrag und tauschen Sie sich mit anderen Anwendern aus.
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Wie wird der Grad der Behinderung gemessen (GdB)?
Der Grad der Behinderung (GdB) für Hörstörungen wird auf der Basis der sogenannten Versorgungsmedizinischen Verordnung berechnet.
Eine Schwerhörigkeit wird normalerweise in sechs Hörstufen eingeteilt:
- Normalhörigkeit: 0 – 20 %
- Geringgradige Schwerhörigkeit: 20 – 40 %
- Mittelgradige Schwerhörigkeit: 40 – 60 %
- Hochgradige Schwerhörigkeit: 60 – 80 %
- an Gehörlosigkeit grenzende Schwerhörigkeit: 80 – 95 %
- Taubheit: 100 %
Durch diese Stufen ist es möglich, seinen Schwerhörigkeitsgrad zu ermitteln. Dabei spielt auch der sogenannte ICD eine Rolle. ICD bedeutet Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. Dies ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen.
Fazit
Schwerhörigkeit ist nicht immer ein unvermeidbares Schicksal. Meist denkt man dabei an ein Problem von älteren Generationen, doch dies ist nicht unbedingt der Fall. Bereits Kinder und junge Erwachsene können unter Hörverlust leiden. Um trotzdem voll am Leben teilnehmen zu können, sollte man bei den ersten Anzeichen einen Arzt, HNO oder Hörakustiker aufsuchen. Ob die neuartige Methode der Wissenschaftler die Behandlung der Betroffenen revolutionieren wird, bleibt abzuwarten.
Quellverzeichnis anzeigen ☟
- Elke Oberhofer: Erst schwerhörig, dann dement?; Ärzte Zeitung online, 06.04.2018
- Thomas Zahnert: Differenzialdiagnose der Schwerhörigkeit; Dtsch Arztebl Int 2011; 108(25): 433-44; DOI: 10.3238/arztebl.2011.0433