Ungewollter Harnverlust oder ein plötzlich starker Drang zum Wasserlassen können für betroffene Frauen eine erhebliche Belastung darstellen. Trotz der hohen Verbreitung dieser Problematik, die medizinisch als Harninkontinenz bezeichnet wird, bleibt sie häufig ein Tabuthema. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die verschiedenen Arten, Ursachen und bewährte Maßnahmen gegen Blasenschwäche bei Frauen.
Was ist Blasenschwäche?
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird häufig von Blasenschwäche oder einer schwachen Blase gesprochen, wenn medizinisch eigentlich Harninkontinenz gemeint ist. Dabei ist die Blase nicht immer die primäre Ursache. Insbesondere im fortgeschrittenen Alter ist eine Vielzahl von Menschen von dieser Problematik betroffen. Insgesamt tritt Blasenschwäche bei Frauen häufiger auf als bei Männern. In Deutschland sind etwa 5 bis 6 Millionen Menschen, sowohl Männer als auch Frauen, von Harninkontinenz betroffen. Die tatsächliche Zahl der Betroffenen dürfte jedoch höher sein, da viele aus Scham nicht darüber sprechen und keinen Arzt aufsuchen.
Menschen mit Harninkontinenz haben Schwierigkeiten, den Harn zurückzuhalten, was zu ungewolltem Urinverlust führt. Auch ein plötzlich starker Harndrang kann ein Symptom dieser Erkrankung sein.
Es gibt verschiedene Formen der Harninkontinenz, die jeweils unterschiedliche Ursachen und Symptome haben. Die Behandlungsmöglichkeiten variieren je nach Art der Inkontinenz.
Was sind die Ursachen für Blasenschwäche?
Die Kontrolle über die Blase ist ein komplexes Zusammenspiel von Gehirn-, Rückenmarkszentren, Muskeln (wie der Beckenboden- und Blasenmuskulatur) und Nerven. Eine reibungslose Funktion der Blase ist nur möglich, wenn all diese Elemente fehlerfrei zusammenarbeiten. Wird dieses System gestört, kann es zur Harninkontinenz kommen.
Harninkontinenz beeinträchtigt die normale Blasenfunktion, die zwei Hauptaufgaben hat:
- Speicherung von Urin: Während der Speicherphase bleibt der Blasenmuskel entspannt, sodass die Blase sich ausdehnen und mit Urin füllen kann. Der Schließmuskel bleibt angespannt, um den Urin in der Blase zu halten und einen ungewollten Abfluss über die Harnröhre zu verhindern. Der Schließmuskel sorgt dafür, dass die Blase dicht bleibt.
- Entleerung von Urin zum gewünschten Zeitpunkt: Wenn die Blase etwa 300 Milliliter Urin gespeichert hat, sendet sie ein Signal ans Gehirn, dass sie entleert werden muss. Während der Entleerung zieht sich der Blasenmuskel zusammen, und der Schließmuskel sowie die Beckenbodenmuskulatur entspannen sich, sodass der Urin durch die Harnröhre abfließen kann.
Bei Frauen tritt Blasenschwäche häufig in gemischter Form auf, was bedeutet, dass sie eine Kombination der nachfolgend beschriebenen Symptome erleben. Oft ist auch nächtlicher Harndrang ein Begleitsymptom.
Ursachen von Blasenschwäche
- Schwacher Beckenboden: Eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur, oft verursacht durch Schwangerschaft und Geburt, kann die Blasenkontrolle beeinträchtigen.
- Hormonelle Veränderungen: Hormonelle Schwankungen, insbesondere ein Rückgang des Östrogenspiegels in den Wechseljahren, können die Blasenmuskulatur und das Gewebe der Harnwege beeinflussen.
- Nervenstörungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Schlaganfälle oder Rückenmarksverletzungen können die Signale zwischen Gehirn, Rückenmark und Blase stören.
- Übergewicht: Zusätzliches Gewicht übt Druck auf die Blase und die umgebenden Muskeln aus, was die Kontrolle erschweren kann.
- Blasen- und Harnröhrenprobleme: Infektionen, Tumore oder Verletzungen in diesen Bereichen können die normale Blasenfunktion stören.
- Bestimmte Medikamente: Diuretika, einige Antidepressiva und andere Medikamente können Harninkontinenz als Nebenwirkung haben.
Gemischte Inkontinenz
Bei Frauen kommt es häufig zu einer Mischform der Inkontinenz, die verschiedene Symptome kombiniert. Dazu gehört oft auch nächtlicher Harndrang.
Arten der Blasenschwäche: Belastungsinkontinenz
Belastungsinkontinenz, auch bekannt als Stressinkontinenz, ist die häufigste Form der Harninkontinenz und betrifft über die Hälfte der Betroffenen. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer.
Ursachen der Belastungsinkontinenz
Bei Belastungsinkontinenz ist der Verschlussmechanismus zwischen Blasenhals und Harnröhre beeinträchtigt. Dies führt dazu, dass der Blasenschließmuskel nicht mehr ausreichend gestützt wird und die Harnröhre nicht mehr vollständig verschlossen bleibt. Bei Druckerhöhungen im Bauchraum, wie sie beispielsweise durch Niesen, Lachen oder körperliche Anstrengung verursacht werden, kann ungewollt Urin austreten.
Hauptursache der Belastungsinkontinenz ist ein geschwächter Beckenboden. Dieser besteht aus Muskeln und Bindegewebe, die das Becken stützen und den Blasenschließmuskel unterstützen. Wenn der Beckenboden diese stützende Funktion nicht mehr erfüllen kann, kommt es zur Inkontinenz.
Frauen sind anfälliger für Belastungsinkontinenz, da sie ein breiteres Becken und eine schwächere Beckenbodenmuskulatur haben. Zudem verfügt der weibliche Beckenboden über eine zusätzliche Öffnung, die eine potenzielle Schwachstelle darstellt. Verschiedene Faktoren können zur Schwächung des Beckenbodens beitragen, darunter:
- Schwangerschaft und Geburt
- Hormonelle Veränderungen, insbesondere während der Wechseljahre
- Genetische Veranlagung für schwaches Bindegewebe, was zu Problemen wie einer Gebärmuttersenkung führen kann
- Nervenschäden durch Operationen, Unfälle oder Geburten
- Alterungsprozess, der die Beckenbodenmuskulatur schwächt
Weitere Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Belastungsinkontinenz erhöhen, sind chronischer Husten, Übergewicht, Bewegungsmangel, schwere körperliche Arbeit und häufiges Pressen bei chronischer Verstopfung.
Anzeichen der Belastungsinkontinenz
Ein markantes Merkmal dieser Form der Inkontinenz ist der unfreiwillige Urinverlust bei körperlicher Anstrengung. Sobald Druck auf den Bauchraum ausgeübt wird, kann der Urin nicht mehr zuverlässig gehalten werden. Dies geschieht nicht nur bei sportlicher Betätigung, sondern auch bei alltäglichen Reflexen.
Meistens wird kein Harndrang bemerkt, bevor der Urinverlust eintritt. Manche Betroffene verlieren nur ein paar Tropfen, während andere eine deutlich größere Menge an Blaseninhalt verlieren.
Die Belastungsinkontinenz wird in drei Schweregrade unterteilt:
Grad I: Unkontrollierter Urinverlust tritt nur bei starkem Druckanstieg auf, etwa beim heftigen Husten oder beim Heben schwerer Lasten.
Grad II: Bereits bei leichteren Aktivitäten wie Treppensteigen, Aufstehen oder dem Heben leichter Gegenstände kommt es zu unwillkürlichem Urinabgang.
Grad III: Der Urinverlust kann bereits bei minimaler Druckerhöhung oder sogar in liegender Position auftreten.
Arten der Blasenschwäche: Dranginkontinenz
Zusätzlich zur Belastungsinkontinenz ist bei Frauen häufig die sogenannte Dranginkontinenz anzutreffen, auch als überaktive Blase bekannt. Diese Art der Inkontinenz zeichnet sich durch plötzlichen und intensiven Harndrang aus. Betroffene verspüren ein dringendes Bedürfnis, die Blase zu entleeren, das oft so stark ist, dass es schwer fällt, den Urin zu halten. In den frühen Stadien kann der Harndrang oft noch unter Kontrolle gehalten werden, doch im fortgeschrittenen Stadium kommt es vermehrt zu unkontrolliertem Urinverlust.
Ursachen der Dranginkontinenz
Die genaue Ursache für eine überaktive Blase ist häufig unklar. Es wird vermutet, dass fehlerhafte Nervenimpulse dazu führen, dass das Gehirn fälschlicherweise signalisiert, die Blase zu entleeren.
Weitere mögliche Ursachen sind:
- Altersbedingte Veränderungen
- Nervenschäden oder -reizungen
- Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose
- Verengung der Harnröhre
- Psychosomatische Faktoren
Wie wird eine Blasenschwäche diagnostiziert?
Viele Betroffene schämen sich, wenn sie den Urin nicht mehr richtig halten können. Dies kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und zu einer Einschränkung im Alltag führen. Ein Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin ist jedoch entscheidend, um die bestmöglichen Behandlungsmethoden zu finden. In der Regel lässt sich eine Blasenschwäche gut behandeln.
Der Diagnoseprozess beginnt mit einem ausführlichen Anamnesegespräch, bei dem die Krankengeschichte und aktuelle Probleme besprochen werden. Ziel ist es, die Art der Inkontinenz zu identifizieren und mögliche Ursachen zu klären. Fragen können sich dabei um die Häufigkeit des Wasserlassens, die Menge des Urins und die Situationen, in denen unkontrollierter Urinabgang auftritt, drehen.
Darauf folgen verschiedene Untersuchungen, die je nach Art und Schwere der Inkontinenz variieren. Mögliche diagnostische Methoden sind:
- Untersuchung der äußeren Genitalien
- Gynäkologische Untersuchung
- Urinanalysen
- Ultraschalluntersuchungen
- Blasen- oder Darmspiegelungen
Ein hilfreiches Instrument zur Diagnose kann auch ein Trink- und Blasentagebuch sein. Betroffene dokumentieren über mindestens drei Tage hinweg, wann und wie viel sie trinken, wie oft und wie viel Urin sie ablassen, sowie den Schweregrad des Harndrangs und eventuelle unkontrollierte Urinverluste. Diese Aufzeichnungen sind oft auch für die spätere Therapie wertvoll.
Welcher Arzt bei Blasenschwäche?
Ob man zunächst einen Hausarzt, Frauenarzt oder Urologen aufsucht, ist weniger wichtig als die Wahl eines Arztes, bei dem man sich wohlfühlt und offen über das Thema sprechen kann. Allgemeinärzte können grundlegende Untersuchungen durchführen und eine erste konservative Therapie einleiten. Bei Bedarf wird man an einen Spezialisten wie einen Frauenarzt oder Urologen weiterverwiesen.
Blasenschwäche bei Frauen: Wie erfolgt die Behandlung?
Die Behandlung einer Blasenschwäche kann auf verschiedene Weisen erfolgen und muss individuell angepasst werden, um wirksam zu sein. Es gibt keine allgemeingültigen Lösungen, daher ist es wichtig, einen Arzt zu konsultieren, um die geeigneten Maßnahmen zu bestimmen. Hier sind einige gängige Behandlungsmethoden für Blasenschwäche bei Frauen:
Beckenbodentherapie
Oft ist eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur der Grund für Inkontinenz oder verschlimmert sie zusätzlich.
Beckenbodentraining Bei Belastungsinkontinenz kann gezieltes Beckenbodentraining sehr effektiv sein. Unter Anleitung eines Physiotherapeuten werden Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur durchgeführt. Es ist wichtig, die Übungen korrekt auszuführen, um maximale Ergebnisse zu erzielen. Regelmäßiges Training über einen längeren Zeitraum kann die Symptome deutlich lindern. Viele Übungen lassen sich problemlos in den Alltag integrieren.
Biofeedback Manche Frauen haben Schwierigkeiten, die Beckenbodenmuskeln richtig zu spüren und zu steuern. Hier kann Biofeedback helfen: Eine Sonde im Enddarm oder der Scheide misst die Muskelaktivität und gibt ein optisches oder akustisches Signal, wenn die richtigen Muskeln angespannt werden. So lernen die Betroffenen, ihre Beckenbodenmuskeln gezielt zu trainieren.
Elektrotherapie Die Elektrotherapie ist eine bewährte Methode zur Behandlung von Inkontinenz. Sie kann bei verschiedenen Formen der Inkontinenz eingesetzt werden und hilft, das Gleichgewicht zwischen hemmenden und aktivierenden Nervenimpulsen wiederherzustellen. Der Beckenboden wird dabei durch elektrische Reize passiv trainiert.
Blasentraining
Ein Blasentraining kann besonders bei Dranginkontinenz hilfreich sein. Dabei führt die Patientin ein Tagebuch über Trinkmengen, Toilettengänge und Urinverlust. Basierend auf diesen Aufzeichnungen werden feste Trink- und Toilettenzeiten festgelegt, die Intervalle werden schrittweise erweitert. Ziel ist es, die Blase regelmäßig und kontrolliert zu entleeren, um unkontrollierten Harnabgang zu verhindern.
Medikamentöse Behandlung
Verschiedene Medikamente können je nach Art der Inkontinenz eingesetzt werden. Krampflösende Mittel helfen bei Dranginkontinenz, während Alpharezeptorenblocker den Blasenverschluss bei Überlaufinkontinenz lockern können. In den Wechseljahren kann ein lokales Hormonpräparat bei Östrogenmangel helfen. Es kann einige Wochen dauern, bis die Medikamente wirken, und mögliche Nebenwirkungen müssen berücksichtigt werden.
Chirurgische Eingriffe
Operationen werden meist erst in Erwägung gezogen, wenn andere Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind. Bei einer extraurethralen Inkontinenz oder vergrößerter Prostata bei Männern ist eine Operation jedoch oft notwendig. Zu den chirurgischen Optionen gehören der Einsatz eines künstlichen Schließmuskels oder einer verstellbaren Schlinge, die besonders bei Belastungsinkontinenz wirksam sind. Bei einer überaktiven Blase kann ein Blasenschrittmacher eingesetzt werden.
Gewichtsreduktion
Übergewicht erhöht den Druck im Bauchraum und verschlimmert die Inkontinenz. Eine Gewichtsreduktion durch gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung kann die Symptome erheblich lindern und die Effektivität anderer Behandlungen, wie des Beckenbodentrainings, verbessern.
Insgesamt sollte die Therapie immer individuell angepasst werden, um die besten Ergebnisse zu erzielen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Was kann ich bei einer Blasenschwäche tun?
Eine Blasenschwäche muss nicht das tägliche Leben dominieren, denn es gibt viele Maßnahmen, die Betroffene ergreifen können, um besser damit umzugehen oder die Beschwerden zu lindern. Hier sind einige Tipps, die im Alltag helfen können:
- Richtige Ernährung: Wer an Blasenschwäche leidet, sollte den Konsum von koffeinhaltigen Getränken wie Kaffee und Schwarztee sowie Zitrusfrüchten und Alkohol minimieren, da diese harntreibend wirken und die Blase reizen können. Scharfe Gewürze sollten ebenfalls vermieden werden. Stattdessen können Kürbiskerne und pflanzliche Fette vorteilhaft für die Blase sein. Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung stärkt das Immunsystem und hilft, Infektionen wie Blasenentzündungen vorzubeugen. Zudem kann eine gesunde Ernährung helfen, Übergewicht zu reduzieren, was wiederum den Beckenboden entlastet.
- Ausreichend Flüssigkeit: Aus Angst vor unkontrolliertem Harndrang neigen viele Menschen dazu, weniger zu trinken. Es ist jedoch wichtig, genügend Wasser und ungesüßten Tee zu sich zu nehmen, da dies die Blase stärkt und Bakterien ausspült. Als Hausmittel eignen sich insbesondere Brennnesseltee, Bärentraubenblättertee und Salbeitee. Wer nachts häufig zur Toilette muss, sollte abends weniger trinken.
- Entspannungsübungen: Techniken wie autogenes Training oder Meditation können beruhigend wirken und besonders hilfreich sein, wenn die Blasenschwäche einen psychischen Auslöser hat.
- Sport: Regelmäßige Bewegung ist nicht nur gut für die allgemeine Gesundheit, sondern auch für den Beckenboden. Sportarten wie Yoga, Schwimmen, Radfahren und Pilates sind besonders empfehlenswert. Bei Sportarten mit starken Erschütterungen wie Tennis oder Joggen sollte man vorsichtig sein, da sie den Beckenboden belasten können.
- Verwendung von Inkontinenz-Produkten: Es gibt eine Vielzahl von Produkten, die den Umgang mit Blasenschwäche erleichtern. Einmal-Unterwäsche, Einlagen oder spezielle Inkontinenzslips sind diskret und erhöhen den Komfort im Alltag. Diese Produkte sind in Supermärkten, Drogerien und Apotheken erhältlich und heutzutage kaum sichtbar.
Durch diese Maßnahmen und Aktivitäten, die man unternehmen kann, lässt sich die Kontrolle über die Blasenschwäche zurückgewinnen und der Alltag erheblich erleichtern.